«Schöne Bescherung» für Trainer Mourinho

Der Schweizer Xherdan Shaqiri hat mit seinen zwei Toren José Mourinho den Rest gegeben: Nach der Pleite gegen den FC Liverpool trennt sich Manchester United von seinem Teammanager.

Marco Mader, Manchester (SID)
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José Mourinho – «The Special One» muss gehen. (Bild: Jay Barratt/Getty (Valencia, 12. Dezember 2018))

José Mourinho – «The Special One» muss gehen. (Bild: Jay Barratt/Getty (Valencia, 12. Dezember 2018))

Der englische Rekordmeister Manchester United hat dem längst entzauberten «Special One» José Mourinho sechs Tage vor Heiligabend den Laufpass gegeben. Die Trennung war den Red Devils gerade mal 65 Worte auf sieben dürren Zeilen wert. «Manchester United gibt bekannt, dass Manager Jose Mourinho den Klub mit sofortiger Wirkung verlassen hat», hiess es am Dienstagmorgen um 9.45 Uhr Ortszeit auf der Internetseite des Klubs. Das 1:3 beim FC Liverpool am Sonntag hat den streitbaren Portugiesen den Job gekostet.

Als Wunschkandidat auf die Nachfolge galt zuletzt Zinedine Zidane, der seit seinem dritten Champions-League-Sieg mit Real Madrid Ende Mai arbeitslos ist. Weil United allerdings bekannt gab, bis Saisonende eine Interimslösung installieren zu wollen, fällt auf der Insel nun ein anderer Name: Mauricio Pochettino (46), der argentinische Coach von Tottenham Hotspur.

Zunächst soll Michael Carrick (37) übernehmen. Der frühere englische Nationalspieler hatte seine Karriere im März nach zwölf Jahren bei ManU beendet.

Mit Mourinho (55) ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am viel zu schweren Erbe von Teammanager-Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Manchester United bedankte sich bei Mourinho für zweieinhalb Jahre im Old Trafford, das zu bieder spielte.

Im ersten Jahr 2016/17 holte Mourinho immerhin die Siege im Ligapokal und in der Europa League, die vergangene Saison beendete United ohne Titel. Der Rückstand des Tabellenzweiten damals auf Meister Manchester City: stolze 19 Zähler. Genauso viele Punkte liegt United jetzt hinter Klopps Liverpool zurück. Die Bilanz ist mit 26 Punkten so schlecht wie seit 1990/91 nicht, der Rückstand auf die Top vier beträgt elf Zähler.

Da half Mourinho auch sein Vertrag bis 2019 mit Option auf eine weitere Saison nicht, zumal das Verhältnis zur Mannschaft als angespannt galt. Mit Weltmeister Paul Pogba, der in Liverpool 90 Minuten auf der Bank schmorte, lag Mourinho gar im offenen Streit. Den Rest kritisierte er am Sonntag als physisch zu schwach und viel zu oft verletzt.

Sir Alex Ferguson sass an der Anfield Road kopfschüttelnd auf der Tribüne, sein ehemaliger Spieler Gary Neville sagte bei Sky: «Wird Mourinho gehen? Ich denke, es wird passieren.» Mourinho gab sich selten kleinlaut. «Können wir den Titel holen? Natürlich nicht», fragte und antwortete er, «aber wir können immer noch Vierter werden.» Platz sechs, den United derzeit hält, werde es «sicher».

Vor Weihnachten 2015 musste er bei Chelsea gehen

Doch damit hinkt er meilenweit hinter den Ansprüchen des Rekordmeisters her. Die Liverpool-Fans verspotteten ihn genüsslich: «Bitte werft Mourinho nicht raus!», sangen sie – die Höchststrafe. Dass United in einem Hotel abgestiegen war, das nach der Titanic benannt ist, passte perfekt ins traurige Gesamtbild.

Bei seiner bislang letzten Entlassung hatte es Mourinho übrigens ebenfalls in der Vorweihnachtszeit getroffen: Am 17. Dezember 2015 musste er beim FC Chelsea als amtierender Meister gehen – ebenfalls nach einer Pleite gegen den Spitzenreiter, damals Leicester City.