Seit über 20 Jahren ist der Fernando Alonso mit der Formel 1 verbunden, noch immer brennt beim Spanier das Feuer so stark wie eh und je. Nach 32 Rennsiegen und zwei Weltmeistertiteln will er im Spätherbst seiner Karriere mit Alpine nochmals nach ganz oben.
Als die Karriere von Fernando Alonso anfing, war er so gut, dass man ihn bald einmal den neuen Michael Schumacher nannte. Eine Ehre, eigentlich. Schliesslich hat Schumacher sieben WM-Titel gewonnen. Doch Alonso gefiel der Vergleich gar nicht. Er sagte damals, er wolle nicht der nächste Schumacher sein. Sondern der erste Alonso.
Der erste Alonso also. Und das wurde er dann auch. Fast 41 Jahre ist der Mann aus Oviedo nun, so alt wie kein anderer Fahrer im Formel-1-Zirkus. Aktuell fährt Alonso seine 19. Saison in der Formel 1, nur Schumacher, Rubens Barrichello und Kimi Raikkönen haben gleich viele absolviert. Der älteste Fahrer aller Zeiten ist er indes bei weitem nicht, vor 65 Jahren bestritt der Monegasse Louis Chiron als 55-Jähriger noch Rennen.
Doch die Zeiten in der Formel 1 haben sich geändert. Nur noch sechs Fahrer sind in dieser Saison über 30 Jahre alt, und keiner der vielen Karriere-Wege ist so bunt wie der von Alonso.
Alonso findet über den Kartsport in die Formel 1. Bereits mit drei Jahren sitzt der junge Fernando hinter dem Steuer eines Karts. Sein Vater hat die Idee, seinem Sohn Holzklötze unter die Schuhe zu binden, damit Fernando die Pedale seines Karts berühren kann.
Mit 17 Jahren kommt Alonso zum Formelsport, zwei Jahre später wird er Ersatzfahrer beim Team Minardi. 2001 gibt er sein Formel-1-Début, wechselt bald zu Renault, gewinnt wenig später als jünger Fahrer aller Zeiten seinen ersten Grand Prix. Zwei Saisons später, im Alter von 24 Jahren, wird der Spanier erstmals Weltmeister. Im Jahr darauf verteidigt er seinen Titel.
Sein grösster Konkurrent damals: Michael Schumacher. «Gegen Michael gekämpft zu haben, war fantastisch. Ich denke, dass Michael der grösste Rivale meiner Karriere war.»
Nach den zwei WM-Titeln mit Renault wechselt Alonso zu McLaren Mercedes, geht dann rasch zu den Franzosen zurück, ehe er bei Ferrari landet. Von 2010 bis 2014 steht er bei dort unter Vertrag, wird dreimal hinter Sebastian Vettel Vizeweltmeister.
Dann wechselt Alonso zu McLaren. Und mit seiner Karriere geht es bergab. Als er 2018 seinen Rücktritt bekannt gibt, holt er zum Rundumschlag aus. Er kritisierte vor allem die fehlende Fairness in der Formel 1. «Ich höre auf, weil die Action auf der Strecke schwach geworden ist. Früher sei der Ausgang der Rennen offener gewesen. Jetzt kann man vorher schreiben, was passieren wird.» Vorher gab es von Alonso öfter mal Funksprüche zu hören, in denen Resignation mitschwang. Funksprüche wie «GP2-Motor!» oder «Selbst wenn ihr mir ein Raumschiff gebt, werden wir nur Elfter.»
Der letzte Sieg des Spaniers liegt bei seinem Rücktritt bereits neun Jahre zurück. Doch mit dem Motorsport ist längst nicht Schluss. Er gewinnt zwischen 2018 und 2020 zweimal den Klassiker 24 Stunden von Le Mans, wird mit Toyota Langstrecken-Weltmeister, nimmt dreimal an der IndyCar Series teil und fährt die Rallye Dakar.
Doch sein Hunger nach der Formel 1 ist noch nicht gestillt. 2021 kehrt er zurück, fährt seither für den französischen Rennstall Alpine. Bislang schaffte er es im vergangenen Jahr zumindest wieder einmal aufs Podest, vor einer Woche startete er in Kanada von der Frontreihe aus.
Von seiner Rückkehr in die Formel 1 in der vergangenen Saison erhoffte sich der Spanier viel. Die neuen Regeln mit ausgeglicheneren Budgets sollten dazu beitragen, dass die Dominanz einiger Teams enden soll. Doch auch in dieser Saison haben nur wenige Teams Chancen auf den Titel. Alonsos Alpine befinden sich im Mittelfeld. Der Spanier sagt: «Wahrscheinlich habe ich ein bisschen mehr von den neuen Regeln erwartet.» Dennoch sind die Ambitionen nach wie vor hoch: «Auch wenn es schwierig wird, möchte ich Weltmeister werden.»
Mit seinen 40 Jahren wäre Alonso ältester Weltmeister seit über 70 Jahren. Er sagt: «Das Alter ist im Motorsport kein Faktor. In anderen Sportarten ist das anders. Ich bin so gut wie mit 25 oder 30 Jahren.»
Während Fernando Alonsos eigene Formel-1-Zukunft noch offen ist, kümmert sich der Spanier bereits um den Nachwuchs von morgen. Mit «A14 Management» hat er eine eigene Firma gegründet, um aufstrebende Fahrer bei ihrer Karriere im Motorsport zu unterstützen.
Ende Saison läuft der Vertrag des Spaniers mit Alpine aus. Aber von einem baldigen Karriereende will Alonso, das hat er schon klar gemacht, nichts wissen.