Das Schweizer U21-Nationalteam gibt eine 2:0-Führung gegen die Niederlande aus den Händen. Am Ende gibt es immerhin einen Punkt.
Am Ende hängen die Köpfe der Schweizer U21-Nationalspieler. Sie begeben sich dennoch auf ihre Ehrenrunde durch das Lausanner Stadion. Der Applaus der sehr jungen Fans des Teams ist zwar gross, doch die Reaktion der Spieler bescheiden. Gewiss: Sie haben gegen die Niederlande eine starke Vorstellung gezeigt und einem der besten Nachwuchsteams Europas Punkte abgeknüpft, aber die U21-Talente wissen: An diesem Abend wäre im Duell der Gruppenfavoriten in der EM-Qualifikation mehr möglich gewesen.
Nach einer 2:0-Führung kassieren die Schweizer zwischen der 62. und 68. Minute zwei Gegentore nach Eckbällen, am Ende stehen sie trotz starker Vorstellung nur mit einem Punkt da. Von einer gefühlten Niederlage will Mauro Lustrinelli dennoch nichts wissen. Der U21-Nationaltrainer lobt sein Team für eine engagierte und überzeugende Vorstellung. «Den Punkt gegen dieses Spitzenteam nehmen wir sehr gerne mit. Es war eine tolle Leistung von zwei sehr guten Mannschaften», bilanziert Lustrinelli. «Unsere Mentalität hat gestimmt. Ich bin stolz auf das Team.» Wie schon in der abgelaufenen Kampagne will der Lustrinelli sein Team zu einer Einheit formen, die nicht zu sehr von Einzelspieler abhängig ist. Seine «Mission 21», die eigentlich mit der EM-Endrunde und dem Ausscheiden in den Gruppenspielen zu Ende schien, will er fortführen. «Die Mission ist eine Einstellungssache. Wir alle kämpfen gemeinsam für den Erfolg - ganz egal, wer auf dem Platz steht», sagt Lustrinelli. «Unsere Mentalität ist die Basis des Erfolgs.»
Tatsächlich zeigt die Mannschaft von Lustrinelli im ersten grossen Spiel des neuen U21-Jahrgangs eine beeindruckende Vorstellung. Über das ganze Spiel ist die Schweiz das aktivere und dominantere Team gegen die talentierte holländische Mannschaft. Insbesondere der Offensivdreizack rund um Noah Okafor, Dan Ndoye und Kastriot Imeri weiss zu überzeugen. Die drei sind schnell, trickreich und kreativ: Wenn einer von ihnen den Ball am Fuss hat, sorgt das für Gefahr. Und im Mittelfeld gewinnen die Schweizer rund um den Mittelfeldleader Simon Sohm unglaubliche viele Duelle, die Holländer können sich nur selten entfalten. Die mutige und aktive Spielweise des Schweizer Teams ist auch erfolgreich. Dank zwei Toren von Okafor führen die Schweizer nach 50 Minuten bereits mit 2:0. Zunächst verwertet der Spieler von Salzburg eine ideale Hereingabe von Ndoye am ersten Pfosten zur Führung, nach der Pause ist er zur Stelle nachdem ein Abschluss Imeris an der Latte gelandet war. «In dieser herausragenden Phase hätten wir das 3:0 schiessen können», trauert Lustrinelli nach. Aber Dan Ndoye in der 51. Minute und wenig später Jan Kronig vergeben gute Möglichkeiten zur Entscheidung.
Effizienter agiert da ein Stürmer, der schon bei Bayern München schon seine Tore geschossen hat: Joshua Zirkzee. Der talentierte Torjäger, der inzwischen von den Bayern an Anderlecht ausgeliehen ist, steht innerhalb von sechs Minuten gleich doppelt richtig goldrichtig. Zweimal ist es ein Eckball von der rechten niederländischen Angriffsseite, zweimal verteidigen die Schweizer zu lasch gegen den 1,93m grossen Angreifer. Während viele Trainer bei zwei Standard-Gegentoren innert kürzester Zeit doppelt genervt wären, will der U21-Nationaltrainer nicht wirklich darauf eingehen. «Standards zu verteidigen ist eine Frage des Fokus. Doch es ist nicht einfach, der Gegner hat es gut gemacht», so Lustrinelli.
In der Folge verpassen die Schweizer trotz einigen ansehnlichen Aktionen den Lucky-Punch. Insbesondere Dan Ndoye kommt mehrfach zu Abschlusssituationen, doch das Glück ist nicht auf seiner Seite. Das Schweizer U21-Nationalteam gibt mit diesem 2:2-Remis in der EM-Qualifikation erstmals Punkte ab. Zum Start der Kampagne dieses neuen U21-Jahrgangs gab es zwei 4:0-Siege gegen Gibraltar.
Telegramm: Schweiz – Niederlande 2:2 (1:0)
Stade de la Tuilière, Lausanne. – 7057 Zuschauer. – Tore: 28. Okafor 1:0. 49. Okafor 2:0. 62. Zirkzee 2:1. 68. Zirkzee 2:2. – Schweiz: Saipi; Omeragic (90. Gantenbein) , Stergiou, Burch, Kronig; Jankewitz (67. Males), Sohm, Bares (67. Rieder); Imeri (72. Mambimbi); Okafor (90. Stojilkovic), Ndoye.