Nach seinem Studium in den USA wechselt der 26-jährige Krienser Golfer ins Profilager. Innerhalb von drei Jahren will er sich etablieren.
«Zwei Brüder – ein Ziel», so titelte unsere Zeitung im Mai 2017 über die Gebrüder Philippe und Michael Weppernig. Der damals 23-jährige Philippe bereitete sich in den USA auf seine Profikarriere vor, sein 1996 geborener Bruder stand erst vor dem grossen Schritt.
Mittlerweile arbeitet Philippe für eine Privatbank. «Ihn traf Corona ganz direkt, Philippe konnte relativ wenig Turniere spielen – und so hat er sich entschieden, auf Plan B zurückzugreifen», erzählt Michael Weppernig. Falls es mit dem Geldverdienen als Golfprofi nicht klappt, verfügt auch er über eine Alternative: «Ich wollte unbedingt Informatik studieren, das wäre mein Plan B. Und ideal wäre es, wenn ich schon jetzt mit einer 20-Prozent-Stelle als Informatiker einen kleinen Ausgleich schaffen könnte.»
Klare Priorität hat derzeit allerdings Plan A. Dank einem guten 11. Rang in der Qualifikation kann der 26-jährige Krienser nächste Saison alle Turniere auf der sogenannten Pro Golf Tour bestreiten. Auf der untersten Stufe im Profizirkus sind die Kosten noch überschaubar. Er rechne mit rund 50000 Franken, die für Reisen, Unterkünfte, aber auch Trainer et cetera pro Jahr anfallen.
Gerade bei der Suche nach Sponsoren habe er von den Erfahrungen seines Bruders profitieren können, so Michael Weppernig. Mit den Geldgebern konnte er einen Vertrag über drei Jahre abschliessen.
«So kann ich mich die nächste Zeit voll auf mein Spiel konzentrieren und muss nicht zwischendurch wieder auf Geldsuche.»
So oder so bleibt als Golfprofi genug zu tun. «Klar mache ich meine Website selber, werde die Reisen selber organisieren und schauen, wie ich zu günstigen Unterkünften komme», sagt der aktuelle Amateur-Schweizer-Meister. Die offizielle Saison beginnt im März in Ägypten, mit einigen Vorbereitungsturnieren in Portugal möchte Weppernig bereit sein für die erste Profiphase.
Weppernig studierte in den vergangenen fünf Jahren in den USA. Als Teammitglied an einer grossen Universität musste er sich «um gar nichts kümmern. Wir hatten zwei Golftrainer, Physio- und Mentaltrainer. Der Druck, sich Woche für Woche ins Team zu spielen, war enorm, er hat mich sicher als Mensch und Golfer weitergebracht», so der Krienser. Mit einem KV-Abschluss musste er zunächst in Texas aufs Junior College. «Vor allem die beiden Jahre an der Arkansas State University haben mir extrem gutgetan. Da spielten wir unter den 300 Universitäten in der höchsten Division immer in den 20 bis 50 besten Teams im ganzen Land. Oft war die Qualifikation fürs Team fast anspruchsvoller als das eigentliche Turnier.» So waren Anfang der Saison bis zu sechs 18-Loch-Runden zu spielen, um die besten fünf von zehn Spielern zu selektionieren. «Diese Konstanz ist natürlich im Profigolf erst recht entscheidend, ich bin sicher, dafür gut vorbereitet zu sein», sagt Weppernig. «Früher war ich eher introvertiert und ruhig, in den USA bin ich offener geworden und habe gemerkt, dass ich in jeder Beziehung im College-Golf mithalten kann.»
Bei der Swiss Challenge in Saint Apollinaire bei Basel konnte er in diesem Herbst erstmals Profiluft schnuppern. «Ich gebe mir selber drei Jahre, dann schaue ich, ob ich den Aufstieg auf die Challenge Tour schaffe», sagt Weppernig. Bis zu den ersten Turnieren im Januar bereitet er sich im Golfclub Sempachersee weitgehend alleine vor. Im Winter kann er unter anderem im Indoor-Center mit seinem Coach Jeremy Carlsen trainieren, gleichzeitig hilft die ideale Infrastruktur im Golf- und Tennisgeschäft seines Vaters in Kriens. Dort steht der modernste Simulator, wie ihn auch die Golfstars Jordan Spieth oder Tiger Woods benutzen. Für das wichtige Putting hilft im Winter der Kunstrasen. «Da habe ich sicher gute Voraussetzungen, muss nicht für ein teures Trainingslager an die Sonne fliegen», sagt Weppernig.