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Sacramento und Liestal sind heute seit 30 Jahren Partnerstädte – doch der Kontakt wird kaum gepflegt. Das soll sich nun ändern.
Zugegeben: Besonders hübsch ist sie nicht, die «Liestal Alley». Sie zieht an Mülltonnen, Parkplätzen und Hinterausgängen von Lokalen vorbei durch die Innenstadt von Sacramento, Kalifornien (USA). 1,28 Kilometer lang ist die Strasse, die eher einer Gasse gleicht als einer Allee, wie der Name es andeutet.
Aber immerhin existiert die Strasse in der Hauptstadt Kaliforniens. In der Hauptstadt des Baselbiets sucht man hingegen vergeblich nach einem Pendant: Einen Sacramento-Weg gibt es in Liestal nicht. Auch sonst lässt nichts darauf schliessen, dass Sacramento eine von Liestals Partnerstädten ist – und das ist sie heute seit genau 30 Jahren.
Damals feierte Sacramento sein 150-jähriges Bestehen. 1839 gründete General Johann August Sutter – Heimatort Rünenberg – im damals Mexikanischen die Stadt. Zum Jubiläum lag eine Partnerschaft mit einem Baselbieter Ort auf der Hand. Als Hauptstadt von Kalifornien war eine Partnerstadt mit ähnlicher Funktion gesucht – und mit der Baselbieter Hauptstadt Liestal gefunden. Die Partnerschaft wurde mit Euphorie gefeiert, anfangs kam es zu regelmässigen Besuchen. Doch mit den Jahren wurden sie immer seltener.
Daran stört sich Historiker Lorenz Degen aus Liedertswil. «Nach einigen Jahren ist der Austausch abgeflacht», erzählt er. Bei ehemaligen Stadtpräsidenten habe er immer wieder angeklopft, um dies zu ändern. «Ich hatte die Idee, einen Sacramento-Day oder ein Pendant zur Liestal Alley einzuführen», sagt er. Lukas Ott und Regula Gysin hätten daran aber kein Interesse gezeigt. «Man sagte mir, die Bevölkerung sei daran nicht interessiert», sagt Degen.
Eine weitere Vision: «Es wäre toll, das Modell von Sacramento zu kopieren.» Die Stadt hat einen «Sister City Council», eine Kommission, in der für jede Partnerstadt ein Mitglied vertreten ist. «Sie treffen sich regelmässig zu Sitzungen und tauschen Informationen aus», so Degen. Mit einer Gedankenskizze wandte er sich 2012 an den damaligen Stadtpräsidenten Lukas Ott – vergeblich.
Lukas Ott, ehemaliger Stadtpräsident, widerspricht dem Vorwurf. «Die Städtepartnerschaften waren mir während meiner Amtszeit ein wichtiges Anliegen», sagt er. Dass es in Sacramento im Gegensatz zu Onex und Waldkirch nicht zu gegenseitigen Besuchen kam, sei dem Timing geschuldet. Er habe versucht, mit seinem damaligen Amtskollegen in Sacramento, Mayor Kevin Johnson, den Austausch zu beleben. «Ich habe ihn nach Liestal eingeladen, als es im Jahr 2016 Genussstadt der Schweiz war.» Er konnte die Einladung nicht annehmen, weil seine Amtszeit im Herbst 2016 endete.
Mit seinem Nachfolger, dem amtierenden Mayor Darrell Steinberg, habe er wieder Kontakt aufgenommen und ihn an den «Chienbäse» eingeladen. «Durch meinen Wechsel nach Basel konnte ich dies nicht mehr weiterverfolgen», so Ott. «Aber ich fände es wichtig, dass die Städtepartnerschaften Liestals sichtbarer gemacht werden. Auch als Bekenntnis zu dieser ‹Diplomatie im Kleinen›. Aber auch, um kontinuierlich zu versuchen, neue Ansprechpartner in den Vereinen vor Ort zu finden und sie einzubinden.»
An die von Degen vorgeschlagene Anlaufstelle erinnert sich Ott. Er sei jedoch der Meinung gewesen, dass es nicht erforderlich sei, eine solche zu schaffen. Die zentralen Dienste hätten die Aufgaben rund um die Städtepartnerschaften jederzeit zur vollsten Zufriedenheit ausgeübt. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei zu viel Aufwand, der betrieben wird, Diskussionen über die Kosten aufkommen», so Ott.
Trotz vergeblicher Versuche, die Beziehung wiederzubeleben, gibt Lorenz Degen nicht auf. «Stadtpräsident Daniel Spinnler zeigt sich etwas offener für neue Ideen», erzählt er. In einem ersten Schritt will Degen veranlassen, dass in der Stadt ein Wegweiser aufgestellt wird, der die Distanzen zu den drei Partnerstädten Sacramento, Waldkirch und Onex aufzeigt. «Mal sehen, was sich ergibt», meint Degen.