UPC Cablecom will Formel-1-Rechte

Im Schweizer TV-Markt hängt die Swisscom die früher dominierende Cablecom ab. Nun will deren Eigentümerin im wichtigen Sport-Bereich angreifen.

Stefan Ehrbar
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Wer erhält die Formel-1-Bilder? Ein Bieterwettbewerb bahnt sich an. Foto: Getty Images

Wer erhält die Formel-1-Bilder? Ein Bieterwettbewerb bahnt sich an. Foto: Getty Images

Schweiz am Wochenende

Wenn am kommenden Wochenende Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Japan um die Führung in der Formel 1 rasen, sind Schweizer Motorsport-Fans kostenlos dabei. Das Schweizer Fernsehen überträgt sämtliche Qualifyings und Rennen der obersten Rennserie live. Nun droht dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen aber Konkurrenz.
Liberty Global, Besitzerin des Kabelnetzbetreibers UPC Cablecom, will in das Rennen um die Formel-1-Rechte einsteigen. «Wir wollen mehr Sportrechte erwerben und schauen uns die Formel 1 an», sagte James Ryan, Strategiechef des Konzerns, vor kurzem an einer Fernsehmesse in London. «Die Formel 1 ist in europäischen Märkten sehr relevant», wurde Ryan von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. «Wir wollen mehr investieren und näher an diese Rechte kommen.»
Sollte Liberty Global die Rechte erwerben, hätte dies direkten Einfluss auf die hiesige Situation. Ein Liberty--Sprecher bestätigt, dass die Verhandlungen für alle UPC-Gesellschaften geführt würden inklusive des Schweizer Ablegers UPC Cablecom. Noch sei nichts entschieden, einen Terminplan gebe es nicht.
Die Formel-1-Rechte werden schon bald neu vergeben. In der Schweiz hält die SRG sie noch bis 2016. Würde Liberty Global die Rechte erwerben, wäre die SRG auf den Goodwill des Unternehmens angewiesen. Dem Kabelnetzriesen Cablecom gäbe die Akquisition die Möglichkeit, den Kunden exklusive Sport-Inhalte anzubieten – genau das, was Konkurrentin Swisscom in Zusammenarbeit mit ihrem Pay-TV-Ableger Teleclub seit längerer Zeit und mit beträchtlichem Erfolg praktiziert.
Der Konflikt mit dem Schweizer Fernsehen ist programmiert. Das SRF wolle Formel 1 auch in Zukunft zeigen, sagt Sprecherin Caroline Kalberer. «Motorsport ist ein Premium-Produkt bei den Sportrechten und bedient eine treue Zuschauergruppe.» Von den Aktivitäten von Liberty Global habe die SRG Kenntnis. Sie werde diese «aufmerksam verfolgen, analysieren und bei Bedarf handeln». Die SRG vertraue auf die Partnerschaft mit der Formel-1-Rechtehalterin, die seit über 45 Jahren bestehe.
Zwar betont die Schweizer Medienstelle von UPC Cablecom, dass allfällige Rechte auch anderen interessierten Parteien wie der SRG, Swisscom oder Sunrise angeboten würden. Die Aussage ist aber wohl vor dem Hintergrund des aktuellen Streits zwischen Cablecom und Teleclub zu sehen. Cablecom wirft der Swisscom-Tochter vor, alternativen Anbietern den Zugang zu Schweizer Sportinhalten zu verweigern. Die Wettbewerbskommission hat in dieser Frage eine Untersuchung eingeleitet, ein Entscheid steht aus.
UPC Cablecom ist dringend auf exklusive Inhalte angewiesen. Zuletzt hatte die Swisscom im Schweizer Fernseh-Geschäft deutlich die Nase vorn. Im zweiten Quartal gewann der blaue Riese 39 000 TV-Kunden, während Cablecom im gleichen Zeitraum nur 8900 bezahlende Neukunden verbuchen konnte. Der Zugang zu Super-League- oder Bundesliga-Spielen gehört zu den grössten Trümpfen des Swisscom-TV-Angebots.
Formel 1 ist für Liberty interessant, weil die Lizenzen für mehrere Länder eingekauft werden können – im Gegensatz etwa zu Fussball-Rechten, die meist ländergebunden vergeben werden. Die Cablecom-Mutter ist schon länger an der Rennserie interessiert. Mitte Jahr berichteten verschiedene Medien, dass Liberty 49 Prozent der Formel-1-Aktien kaufen wolle und in Verhandlungen mit der Beteiligungsgesellschaft CVC stehe, einem Minderheitsaktionär der Formel 1. CVC ist als Besitzerin des Telekom-Unternehmens Sunrise auch in der Schweiz aktiv.
Gleichzeitig sinkt die Popularität der Formel 1 in der Schweiz. Betrug der durchschnittliche Marktanteil der Rennen auf SRF zwei 2010 noch 31,9 Prozent, sank er 2013 auf 28,8 Prozent. In der aktuellen Saison beträgt er bisher 27,7 Prozent, durchschnittlich schauten 149 000 Personen zu. Bei den Qualifyings sank die durchschnittliche Zuschauerzahl von 67 000 im Jahr 2010 auf 42 000 im Jahr 2013. Die Zahlen sind aufgrund einer ab 2013 veränderten Messmethode aber nicht direkt vergleichbar.
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