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Halloween hat sich in der Schweiz fix etabliert. Davon profitieren die Detailhändler, aber auch die Bauern. Denn Kürbisse sind gefragt wie nie.
Mitte der 90er-Jahre waren sie plötzlich da: ausgehöhlte, mit einem Grinsen geschmückte Kürbisse. Sie leuchteten im Dunkeln der Nacht und waren das sichtbare Zeichen dafür, dass Halloween nun auch – oder wieder – in Europa angekommen war. Denn ursprünglich stammt der Brauch aus Irland. Erwachsene Menschen verwandelten sich in Hexen oder Zombies und feierten auf Halloweenparties, kleine Monster und Vampire klingelten an den Haustüren und verlangten «Süsses, sonst gibt es Saures».
Es dauerte nicht lange, dann sprangen die Detailhändler auf den Trend auf. Schliesslich war es eine gute Gelegenheit, das Geschäft im Herbst anzukurbeln, bevor das Weihnachtssortiment auf den Ladenflächen auftaucht. Sie begannen, im Oktober Halloween-Artikel zu vermarkten.
Ein Blick in die Läden zeigt: Heute scheint Halloween hierzulande fast so etabliert wie die traditionelle Fasnacht. Der Schweizer Ethnologe Konrad Kuhn hatte in einem Beitrag zur Schweizer Volkskunde im Jahr 2010 bereits prognostiziert, dass dies geschehen könnte. «Es ist zu vermuten, dass Halloween innovativ in die bestehende Brauchlandschaft eingegliedert wird», schrieb Kuhn. Das Besondere an Halloween ist laut Kuhn die Unverbindlichkeit des Brauches: Halloween verfüge über keine festen Rituale und Organisationsstrukturen, sondern könne von jedem so genutzt werden, wie es gerade passe. Es gehe um Spass und Unterhaltung, das Ausbrechen aus dem Alltag stehe im Mittelpunkt.
Halloween wird aber nicht nur von den Detailhändlern ausgeschlachtet, sondern auch von den Bauern. Denn mit Halloween erlebte auch der Kürbis in der Schweiz ein Revival. Er ist ein wichtiger Teil der Symbolkultur rund um Halloween, wird nicht nur ausgehöhlt und mit Schnitzereien verziert, sondern auch fleissig gegessen.
Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, bestätigt Markus Waber vom Verband der Schweizerischen Gemüseproduzenten. Er verweist auf die Anbaufläche, die sich seit 2009 mehr als verdoppelt hat. Damals betrug die Anbaufläche für Speisekürbis 138 Hektaren, im Jahre 2017 waren es bereits 366 Hektaren. Die Zahlen stammen von der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüseanbau (SZG).
Tatsächlich seien die 366 Hektaren aber nur ein kleiner Teil der Gesamtfläche, die in der Schweiz für den Kürbisanbau verwendet werde. Die SZG erfasst nur die Anbaufläche für Gemüse, das über den Handel vermarktet wird. «Die meisten Kürbisse werden aber von Bauern angebaut, und dann direkt im Hofladen verkauft», so Waber. «Deshalb tauchen sie in der Statistik nicht auf.»
Wie sehr Bauern von dem Kürbis-Kult profitieren können, zeigt das Beispiel der Brüder Jucker aus Seegräben im Zürcher Oberland. Just als der Halloween-Boom in der Schweiz seinen Anfang nahm, begannen sie mit dem Anbau von Kürbissen. Sie organisierten Kürbisausstellungen, und am Ende sogar eine Halloween-Party im Hallenstadion Zürich. Aus dem Familienbetrieb in Seegräben im wurde in kurzer Zeit ein Unternehmen mit mehreren Betrieben. Auch wenn die Jucker Farm ein heute breites Angebot hat: Die Halloween-Saison ist die wichtigste für das Familienunternehmen.
Die Detailhändler haben ebenfalls ein breites Angebot an Halloween-Artikeln im Sortiment. Coop verkauft Dekorationsaccessoires, Kostüme, Masken, Schminke und Servietten. Das Angebot werde laufend ausgebaut, sagt eine Coop-Sprecherin, die Nachfrage steige stetig. Ähnlich tönt es bei der Migros, auch dort ist das Sortiment in den letzten Jahren gewachsen. Sehr gefragt sind laut einem Migros-Sprecher kleine Täschchen. Die Kinder können sie mitnehmen, wenn sie verkleidet von Haus zu Haus ziehen und Süssigkeiten verlangen. Speziell auf diese Kinder ausgelegt ist das Halloween-Sortiment bei Franz Carl Weber. Besonders beliebt bei den Kleinsten: Künstliche Narben, die sie auf die Haut kleben können.