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An diesem Wochenende findet das Swiss Classic World auf der Luzerner Allmend statt. Oldtimer-Fans von nah und fern pilgern dafür an die Messe. Einer der Fans dort ist Jörg Valentin. So tickt ein leidenschaftlicher Autofreak.
Jörg Valentin (49) kann nichts dafür: Das Benzin im Blut hat er von seinem Vater geerbt. «Bevor ich auf der Welt war, fuhr mein Vater Bergrennen mit einem Mini Cooper S und einem NSU TT. Autos waren zu Hause ein wichtiges Thema. Als Jugendlicher fuhr ich selbst Töffli. Weil sie dauernd gestohlen wurden, hatte ich deren sieben. Natürlich habe ich sie frisiert, dass sie schneller liefen, anders lackiert und umgebaut», erinnert er sich mit einem Lächeln.
Dieses Wochenende ist ein typisches Wochenende für Jörg Valentin. Er pflegt alte und knüpft neue Kontakte in der Oldtimer-Szene, indem er an der Swiss Classic World am Stand der Classic Car Garage Brunnen, einem Freund, aushilft. «Ich bin gern an Meetings oder Messen», sagt er.
Sein Werdegang ist fahrzeugtechnisch nicht überraschend: Auf das BMX-Velo folgt mit 12 Jahren Motocross. «Das ist allerdings ein sehr aufwendiges Hobby. Wir mussten immer nach Italien fahren, weil es in der Schweiz kaum Rennstrecken gibt.» Motocross wird später vom Kartsport abgelöst, damit konnte er auch in der Schweiz fahren.
Schon Mitte der 80er-Jahre entdeckt ausserdem Jörg Valentins Bruder auf einer Reise in Kalifornien die sogenannten California- Look-Käfer. «Mein Bruder kaufte ein solches Fahrzeug und baute es selbst um. Damit hat er mich angesteckt. Mit meinen umgebauten Käfern habe ich verschiedene Pokale gewonnen», erzählt der Littauer, der beruflich mit kosmetischen Produkten handelt, stolz.
Als Jörg Valentin aber mit seiner Partnerin eine Familie gründet, rückt seine Leidenschaft für Geschwindigkeit und Motoren in den Hintergrund. Begrenzte Finanzen und Zeit lassen die intensiven Hobbys vorübergehend nicht mehr zu. «Als die Kinder älter wurden, so vor acht Jahren, habe ich mir dann einen VW-Bus T1 gekauft. Ein Klassiker. Ich hatte Platz, und die finanziellen Möglichkeiten stimmten auch. Und so ein Fahrzeug ist ja auch zum Teil eine Investition», betont Valentin. Der Auto-Enthusiast bemerkt, dass er älter geworden ist. Valentin sagt:
«Als ich jung war, wollte ich Rennen fahren, jetzt bin ich vernünftiger. Oldtimer sind eine tolle Alternative. Ich schätze andere Werte an diesen Fahrzeugen, wie etwa ihre Form, die Technologie, die darin steckt, oder ihre Geschichte.»
Zurzeit nennt Jörg Valentin vier Fahrzeuge sein Eigen – Ford 3 Window Coupé 1932 aus Norwegen, VW T1 Doppelkabiner PickUp 1960 aus Kanada, OSI 20M TS Coupé 1966 aus Deutschland und ein Shelby Daytona Coupé 1964 (Nachbau aus der Schweiz). An den Autos zu schrauben ist ihm wichtiger als sie zu fahren. Dabei habe er natürlich auch die Werterhaltung im Hinterkopf. Gerade hatte er einige Oldtimer verkauft: «Ich brauchte Platz und auch Budget für ein Familienprojekt», meint er mit einem Schmunzeln. Wie bei einem Haustier war ihm wichtig, dass die Fahrzeuge an gute neue Besitzer übergehen, die Sorge tragen dazu.
Oft fragen ihn Bekannte, wie sie beim Kauf eines Oldtimers vorgehen sollen. «Zu den Kaufkosten kommen Einstellkosten und Unterhalt. Importfahrzeuge durch die MFK zu bringen, kann schwierig sein», erklärt er und rät: «Am besten man geht an Messen, fragt rum und informiert sich bei den Veteranenklubs. Oldtimer kaufen braucht Zeit. Und man muss wissen: Wirkliche Schnäppchen gibt es nicht.»
Der Winter ist für Veteranen-Fans eine langweilige Zeit, weil sie dann meist nicht mit den Oldtimern ausfahren können. Doch auf den nächsten Winter freut sich Jörg Valentin. Denn er hat einen Bausatz für einen eigenen AC Cobra 289 gekauft: «Das wird das erste Mal sein, dass ich ein Fahrzeug von Anfang bis Schluss selbst zusammenbaue.» Vielleicht bekommt er dabei sogar Hilfe von seinen Töchtern. «Leonie hat schon mal ein Ciao restauriert, Amelie hat mir beim Einbau eines Motors geholfen. Und beide mögen es, wenn wir mit dem VW-Bus fahren gehen. Es ist auch das einzige Fahrzeug, in dem die ganze Familie Platz hat», meint er mit einem herzhaften Lachen.
Mehr Infos: www.swissclassicworld.ch