Die SVP will ein Asylzentrum in Kriens verhindern. Nun wenden sich die Kirchen Hilfe suchend an die Stimmbürger. Die Einmischung in die Politik sei riskant, aber nötig.
«Wir haben uns diesen Entscheid nicht einfach gemacht.» Das sagt Ruedy Sigrist, Pastoralraumleiter der Katholischen Kirche Kriens. Hintergrund: Zusammen mit der Reformierten Kirche Kriens haben die Katholiken ein Communiqué an die Medien geschickt. Kernaussage: «Wir sind für ein Asylzentrum im Wydenhof und empfehlen den Kriensern, bei dieser Initiative Nein zu stimmen.» Lanciert hat die Gemeindeinitiative, die am 22. September zur Abstimmung gelangt, die SVP: Mit einer Umzonung soll die Realisierung eines Asylzentrums neben dem Gefängnis Grosshof verhindert oder zumindest verzögert werden.
Darf sich die Kirche in politische Belange einmischen? Diese Frage ist im Frühling im Zuge des kirchlichen Engagements für das Referendum gegen längere Öffnungszeiten in Tankstellenshops auf nationaler Ebene kontrovers diskutiert worden. Sigrist sagt: «Wir wollen unsere Mitglieder mit unserer Wahlempfehlung keinesfalls bevormunden - vielmehr gehen wir von mündigen Bürgern und Christen aus, die sich selber eine Meinung bilden können.» Man habe «ausnahmsweise» zu diesem Mittel gegriffen, um ein Zeichen zu setzen: «Auch wenn dies natürlich ein gewisses Risiko birgt: Aufgrund der Thematik können wir gerade als Kirche nicht einfach untätig bleiben.»
Der Einsiedler Abt Martin Werlen gibt sich diesbezüglich noch eindeutiger. «Die Kirche ist politisch!», betitelte er seine Bischöfliche Botschaft zum Bundesfeiertag 2011. Die Kirche betreibe keine Parteipolitik, aber sie ergreife Partei, so die Hauptaussage. Praktisch setzte Werlen dieses Credo bei der Debatte um die längeren Öffnungszeiten der Tankstellenshops um, bei der er an vorderster Front mitmischte, was für Irritationen in gewissen Kreisen sorgte. Auch zum Thema Asyl hat Werlen immer wieder Stellung bezogen. Erst kürzlich kritisierte er Sperrzonen für Asylsuchende scharf als Apartheidmassnahme.