Luzerner wollen in Togo die Berufslehre salonfähig machen

Mehrere Lehrer haben in der Stadt Kara eine neue Schule aufgebaut. Im
September beginnt der Unterricht. Es fehlen aber noch obwohl noch eine Brücke und Strom.

Natalie Ehrenzweig
Drucken
Essodinam Alitiloh (rechts) mit Peter Lohrer, Mitglied des Vereins Swiss Education and Employment in Kara (Togo). (Bild: PD)

Essodinam Alitiloh (rechts) mit Peter Lohrer, Mitglied des Vereins Swiss Education and Employment in Kara (Togo). (Bild: PD)

Am 24. September öffnet das Centre de Formation Technique et Professionnelle in der 100'000-Einwohner-Stadt Kara in Togo seine Tore. Hier werden bis zu 100 Jugendliche ihre Ausbildung als Maurer, Landwirt oder Elektriker absolvieren. Das verdanken sie der ehrenamtlichen Arbeit von Monika Schmidli, Essodinam Alitiloh und den restlichen Mitgliedern des Vereins Swiss Education and Employment Transfer (Sweet).

Wie kam es dazu? Essodinam Alitiloh reiste einst als Mitglied des katholischen Marianisten-Ordens in die Schweiz, um Mathematik zu studieren. Nach Meinungsverschiedenheiten tritt er aus dem Orden aus. Bevor er jedoch zurückreist, lernt er seine Frau kennen. «Ich habe dann als Mathematiklehrer an Berufsmaturitätsschulen im Kanton Luzern gearbeitet. Dort lernte ich das Schweizer Berufsbildungssystem kennen, das mich sehr beeindruckt hat», so Alitiloh.

«Wer eine Lehre macht, gilt in Togo
als Versager.»

In Togo hingegen herrsche ein Bildungssystem, das an das französische angelehnt sei. «Wer eine Lehre macht, gilt als Versager, der nicht zum Akademiker taugt.» Um das zu ändern, hat Alitiloh vor sechs Jahren mit einem Arbeitskollegen den Verein Sweet gründet. Rund hundert Supportern ist es zu verdanken, dass man in der Zwischenzeit ein fünf Hektar grosses Grundstück kaufen und einen Brunnen bauen konnten. Vor ein paar Wochen wurden nun die ersten drei Schulgebäude fertiggestellt, nun rekrutiere der Schulleiter die Lehrer und sorge für die Lizenz.

Das Schulgebäude in der togolesischen Stadt Kara. (Bild: PD)

Das Schulgebäude in der togolesischen Stadt Kara. (Bild: PD)

Während Alitiloh als gebürtiger Togolese seine Heimat unterstützen möchte und den Jugendlichen dort eine bessere Ausgangslage bieten will, hat Monika Schmidli eine andere Motivation, sich zu engagieren: «Ich wurde in der Schweiz in eine tolle Familie geboren, ich konnte studieren, habe einen Beruf, den ich liebe. Ich konnte immer alles machen, was ich wollte. Ich finde es sehr wichtig, dass Jugendliche einen guten Beruf lernen können, das ist wichtig fürs Leben», betont die Französisch- und Italienischlehrerin. Gerade wenn sie von all den Flüchtlingsschicksalen höre, frage sie sich, was sie tun könne.

Alitiloh sähe als langfristiges Ziel gerne, wenn sich die Berufsbildung in Togo in die Schweizer Richtung entwickeln würde. «Aber wir machen einen Schritt nach dem anderen, wir müssen bescheiden bleiben. Deshalb haben wir auch unser Schulgebäude einfach gehalten und an die örtlichen Bedürfnisse angepasst.» Wenn das Konzept funktioniert, sehe man weiter.

Jugendliche auch nach Abschluss unterstützen

Pro Jahr benötigt der Verein zwischen 30'000 und 40'000 Franken. «Damit die Ausbildung auch wertgeschätzt wird, bezahlen die Jugendlichen ein Schulgeld von rund 80 Franken pro Jahr», sagt Schmidli. Der Verein betreibt und kontrolliert die Schule. Wichtig sei dabei, dass sich Alitiloh vor Ort auskennt. «Man kann nicht einfach von aussen kommen und so eine Schule hinstellen», sagt Schmidli. Die grösste Herausforderung sein aber, «dass man sehr viel Geduld braucht und nicht aufgeben darf».

Damit die Schule eine nachhaltige Wirkung hat, möchte der Verein den Jugendlichen nach der Ausbildung helfen, einen Arbeitsplatz zu finden oder sie mit Mikrokrediten bei ihrer Selbstständigkeit unterstützen. «In solchen Betrieben können dann wiederum unsere Schüler ihre praktische Ausbildung absolvieren», sagt Alitiloh. Es gebe aber noch viel zu tun: Eine Brücke sollte gebaut werden, die Stromversorgung ist noch nicht geklärt. «Doch ich bin zuversichtlich, dass alles klappen wird. Auch, weil die Menschen in der Region sehr dankbar sind und sich auf unsere Schule freuen.»