Landwirt Anton hofft, durch das TV-Format «Bauer, ledig, sucht ...» die richtige Frau zu finden. Doch bereits bei den Dreharbeiten wurde es problematisch.
Die Hände in die Hüften gestützt, den Stetson tief in die Stirn gezogen, schwarze Cowboy-Boots und Lederweste. Wenn Anton, seines Zeichens Biosphärenreservat-Cowboy aus dem Entlebuch, in dieser Aufmachung vor seinem Hof steht, kann dies nur bedeuten: Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Marbach an.
Ganz so wild ist die Geschichte um den 47-jährigen Burschen aber nicht. Eher romantisch. So zumindest sollte sie sein. Denn Anton ist Bauer, ledig und sucht eine Frau. Na, klingelts? Genau, der Mann wird in der nächsten Staffel der TV-Partnervermittlungssoap mit ebendiesem Titel zu sehen sein. Natürlich hat sich Anton nicht selber beworben. «Das ist auf dem Mist einiger Kollegen gewachsen. Die meinten, dass das etwas für mich sei», erklärt er. Eine Kollegin habe seine Daten ins Internet getöggelet, und irgendwann im Winter habe jemand vom Fernsehsender 3+ angerufen.
«Dann wusste ich, dass die mich tatsächlich angemeldet haben», sagt der kräftige Bauer mit den strahlenden grünen Augen. Er sucht eine Frau, «die sich nicht zu schade ist, auf dem Hof mit anzupacken. Das ist ja klar, sonst funktioniert das nicht», erklärt Anton. Während zweier Jahre habe er mit einer Freundin hier auf dem Hof gewohnt. Doch sie sei nicht die Richtige gewesen. «Wenn ich sie aufforderte, den Rechen oder die Heugabel in die Finger zu nehmen, hat sie lieber ihre Inlineskates geschnürt», sagt der Bauer kopfschüttelnd.
So klemmte er die Beziehung ab und zog das Alleinsein vor. Vorübergehend. Doch das ist auch nicht das Richtige für ihn. Schliesslich ist er in einer grossen Familie mit drei Buben und drei Mädchen aufgewachsen. Ein Gspöndli wäre ihm schon recht. Doch so einfach ist es nicht, eine Frau nach seinem Geschmack zu finden. Anton geht zwar relativ oft an Countryfestivals, «wo natürlich auch Frauen anwesend sind», wie er sagt. Doch die Passende habe er bisher nicht gefunden.
Er versuchte es mit einer Partnervermittlungsagentur. «Das war keine gute Idee. Die wollten 2500 Franken dafür, dass sie mir einige Damen vermittelten und mich in ihre Kartei aufnehmen. Natürlich bezahlte ich nicht, denn die konnten mir für den hohen Preis ja trotzdem keine Garantie geben, dass es klappt», sagt Anton. Das gehe doch nicht. Wenn er ein Kalb kaufe, könne er dieses nach zehn Tagen zurückgeben, wenn es krank sei oder sonst etwas nicht stimme. Das sei zwar nicht dasselbe, «aber wir reden hier über viel Geld und um Ehrlichkeit», sagt der Bauer leicht erzürnt. «Ehrlichkeit ist für mich das Wichtigste. Das erwarte ich von meinem Umfeld und natürlich auch von meiner Frau, die ausserdem gross und schlank sein soll.» Ein Fotomodell müsse sie aber nicht sein.
Mit der Partnervermittlung hat es also nicht funktioniert, und Anton hatte die Nase voll. Mit einer Erfahrung mehr in der Satteltasche, wobei zu sagen ist, dass er weder ein Pferd noch einen Töff besitzt, ist Anton verständlicherweise etwas skeptisch an das Abenteuer «Bauer, ledig, sucht», herangegangen.
Den ersten persönlichen Kontakt mit dem TV-Sender hatte er, als ihn zwei Frauen mit einer Kamera besuchten und Aufnahmen von ihm machten. Anton musste ihnen erklären, warum er unbedingt dabei sein wollte: «Ich sagte denen, dass ein Entlebucher in diese Sendung gehört, fertig.» Auf unsere Anfrage präzisierte er: «Was wotsch. I be 47gi, jetzt wotti luege, we wit dasi chome.» Sein Motto sei: Nichts muss, alles kann.
Die beiden Frauen drehten ein Porträt vom Biosphärenreservat-Cowboy für die Vorausscheidung. «Das Ganze war schon etwas merkwürdig», erinnert sich Anton. Vor allem die Fragen, die er beantworten musste, seien seltsam gewesen. «Die wollten meine Kleidergrösse wissen. Ja glauben die, dass Bauern nur Arbeitskleider haben? Gut, vielleicht wollten sie mich für die Sendung einkleiden.» Da seien sie aber an den Falschen geraten. Denn Antons Western-Garderobe lässt sich sehen. Mehrere Cowboy-Boots, einige Hüte der Marke Stetson, Hemden mit Conchos und Fransen sowie passende Jeans besitzt der Mann. Alles in allem ist er eine schmucke Erscheinung. «Diese Klamotten trage ich aber nicht im Arbeitsalltag, das ist schon klar», betont Anton. Wenn er aber ins Dorf gehe, trage er zumindest immer einen Hut oder ein Cap. «Natürlich nehmen mich die Leute deswegen manchmal hoch. Aber ich bin, wie ich bin», sagt er.
Und so versucht er sich auch in der Sendung zu geben. Manchmal gelingt dies, manchmal nicht. Nichtsdestotrotz, er war jetzt an Bord, und bald sah man auf dem Hof in Marbach ein TV-Team, das Anton auf Schritt und Tritt begleitete.
Das Problem war aber, dass sich das Leben auf einem Bauernhof nicht immer so abspielt, wie sich dies die TV-Leute aus der Stadt vorstellen. Anton: «Die sind ausgerechnet Anfang Mai aufgetaucht. In der Hochsaison, wenn alle am Heuen sind.» Anton hat neun Hektaren zu bewirtschaften, das Wetter im Mai war perfekt. Verständlicherweise liess er sich nicht von seinem Plan abbringen und bewerkstelligte zuerst die Arbeit rund um den Hof, derweil das TV-Team die Zeit totschlagen musste. «Ich weiss nicht, was die in dieser Zeit anstellten, aber ich weiss, dass es für uns alle ein langer Tag wurde. Denn die Dreharbeiten mussten fertiggestellt werden, aber eben erst, nachdem ich Feierabend machte», grinst Anton.
Der Bursche hat eine klare Linie, und an dieser hält er fest. Wenn es ihm nicht passt, dann drückt er dies aus, direkt und pfeifengerade. Apropos, der Linie folgt er auch im übertragenen Sinn. Die Hobbys des Cowboys, der übrigens 12 Milchkühe besitzt, sind Line-Dance, Jassen und Pfeifen rauchen. Mit dem Line-Dance hat er erst vor gut einem Jahr angefangen. Bei den Wild Wolfes in Schüpfheim versucht er, wann immer möglich, eine gute Figur in der Formation abzugeben. Seine künftige Gefährtin ist herzlich willkommen, seine Liebe zur Countrymusik zu teilen und auf der Linie von Anton mitzutanzen.
Hinweis
Die Sendung «Bauer, ledig, sucht ...» wird in der Woche vom 21. Juli auf 3+ ausgestrahlt.