Plastik-Reduktion
Inwiler Organisation Trash Hero World diskutiert an UN-Umweltversammlung mit

Trash Hero World organisiert weltweit sogenannte Clean-up-Days, bei denen Abfall gesammelt und analysiert wird. Die lokalen Erfahrungen sollen nun helfen, auf globaler Ebene Umweltverschmutzung zu verhindern.

Jessica Bamford
Drucken
In Indonesien notieren Freiwillige die Marken der Plastikabfälle, die sie gesammelt haben.

In Indonesien notieren Freiwillige die Marken der Plastikabfälle, die sie gesammelt haben.

Bild: PD

Nach langem Akkreditierungsverfahren hat Roman Peter vergangene Woche die Zusage erhalten: Trash Hero World darf ab sofort an den UN-Umweltversammlungen teilnehmen. Diese finden alle zwei Jahre in Nairobi statt und haben zum Ziel, einen schonenden Umgang mit der Natur und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Roman Peter, der Mitgründer der Inwiler Organisation, freut sich: «Wir werden so einen Beitrag leisten können, um auf globaler Ebene die Plastikverschmutzung zu reduzieren.»

Seit 2016 ist Trash Hero World in Inwil als gemeinnützige Organisation gemeldet. Die Arbeit basiert hauptsächlich auf ehrenamtlichem Engagement: In 20 Ländern – darunter Indonesien, Thailand, Malaysia, Tschechische Republik und Schweiz – engagieren sich Tausende von Freiwilligen für das Projekt. Auch Roman Peter selbst arbeitet ehrenamtlich in einem 50-Prozent-Pensum für die Organisation. Mittlerweile gebe es global aber auch sechs bezahlte Vollzeitstellen.

Gesammelter Plastikabfall wird analysiert

Die Umweltversammlung will in den nächsten Jahren ein rechtlich verbindliches Abkommen aufsetzen, das die Mitgliedstaaten verpflichtet, die Plastikverschmutzung stark zu reduzieren. Gerade da sieht Peter Potenzial, um tatsächlich eine Veränderung zu bewirken. Der Vertrag würde bei einer Annahme nämlich für alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gelten. Wobei er aber nicht völkerrechtlich verbindlich wäre, was die Möglichkeiten, diesen in der Praxis durchzusetzen, einschränkt.

Obwohl Trash Hero World kein Stimmrecht an den Versammlungen hat, ist Roman Peter der Meinung, dass die Mitarbeit sinnvoll ist: «Da wir eine direkte Verbindung zu lokalen Gemeinschaften haben und den gesammelten Plastikabfall auch analysieren, können wir mit unseren Daten einen echten Beitrag leisten.»

So wird seit 2018 jährlich ein globaler Bericht veröffentlicht, in dem unter anderem aufgezeigt wird, von welchen Firmen am meisten Abfall in der Natur landet. «An oberster Stelle sind dabei immer dieselben Konzerne. So zum Beispiel Nestlé, Unilever, Coca-Cola, Pepsi und Philip Morris.»

Bewusstes Einkaufen reicht nicht

Die Verantwortung für die Verschmutzung wird laut Peter ständig hin und her geschoben. Dies, obwohl eine Lösung des Problems immer dringlicher wird: Vor kurzem wurde sowohl im Blut von Menschen als auch in den Alpen Mikroplastik nachgewiesen, der schwerwiegende Auswirkungen für die Umwelt hat und auch die Gesundheit beeinträchtigen könnte. Jährlich gelangen laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) in der Schweiz über 5000 Tonnen Plastik in die Umwelt. Hinzu kommen rund 600 Tonnen Mikroplastik pro Jahr.

«Die Konzerne verweisen immer auf die Konsumenten, weil diese den Abfall in der Natur liegen lassen», erklärt Peter. Dies greife aber zu kurz. Denn grosse Teile des Plastiks, der in die Umwelt gelangt, sind nicht durch bewusstes Konsumieren zu vermeiden: Laut Bafu gelangt ein grosser Teil während des Herstellungs- oder Entsorgungsprozesses in die Natur. «Ausserdem können es sich nicht alle leisten, teurere Produkte zu kaufen, die ohne Mikroplastik produziert werden oder in neu auffüllbaren Gefässen sind.»

Für Roman Peter ist deshalb klar: «Die Verantwortung liegt bei den Regierungen und Grosskonzernen.» Deshalb arbeite Trash Hero World nicht nur beim UN-Umweltprogramm mit, sondern sucht aktiv das Gespräch mit lokalen und nationalen Politikern, um Lösungen zu finden. Dabei habe aber insbesondere die Öl-Lobby bisher grössere Verbesserungen verhindert.

Video: Tele 1