Nachdem die Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) während des ersten Coronasommers noch stark zugenommen haben, sind sie in diesem Jahr wieder rückläufig.
Die Covid-Massnahmen haben dazu geführt, dass im Pandemiejahr 2020 deutlich weniger meldepflichtige Infektionskrankheiten gemeldet wurden. Das geht aus einem Bulletin des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervor. Eine Krankheit bildete jedoch eine Ausnahme: die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die von grippeähnlichen Symptomen bis zu Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten führen kann. Doch wie sieht die Situation in diesem Jahr aus?
Während letztes Jahr im Kanton Luzern von Januar bis Juni 15 FSME-Fälle – und somit zwei mehr als noch im Vorjahr – gemeldet wurden, waren es heuer im gleichen Zeitraum nur noch acht. Daraus einen Trend abzuleiten ist aufgrund der tiefen Fallzahlen statistisch gesehen aber schwierig. Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital (Luks), sagt dazu: «Es gab in den letzten 20 Jahren immer wieder starke Schwankungen der Fallzahlen, die letztlich nicht verstanden wurden.» Neben der Annahme, dass die Luzernerinnen und Luzerner im Jahr 2020 mehr in die Wälder gingen, weil das Leben teilweise stillgelegt war, dürften also noch andere Faktoren zur Schwankung der Fallzahlen beigetragen haben.
Die Datenlagen bei den Gesundheitsämtern rund um FSME ist detailliert. So hat das BAG unter anderem eine Karte aufgeschaltet, wo sich in der Schweiz Risikogebiete befinden. Auch in der Zentralschweiz sind grössere Flächen orange eingefärbt – etwa in Luzern, Kriens und Horw, in der Region Willisau oder in der Umgebung der Stadt Zug.
Gemäss Daniel Dauwalder, Sprecher des Bundesamts für Gesundheit, werden in der Schweiz Zeckenstiche bis zu einer Höhe von 1000 Metern beobachtet. «Aufgrund des hohen Anteils an hoch gelegenen Gebieten ist beispielsweise das Wallis weniger anfällig für FSME-tragende Zecken», erklärt er. Weshalb andere, tiefer gelegene Gebiete wie das Tessin von den Zecken bisher verschont geblieben sind, sei allerdings unklar.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird oft von Zeckenbissen gesprochen. Diese Wortwahl ist nicht korrekt. Das sagt Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital (Luks): «Die Tiere haben einen Rüssel, mit dem sie stechen. Sie können nicht beissen. Deshalb handelt es sich jeweils um Zeckenstiche.»
Sticht eine Zecke dann zu und löst FSME aus, verläuft die Krankheit in der Regel harmlos. Sie sei meistens mit einer Sommergrippe vergleichbar, so Rossi. Bei einem kleinen Teil der Erkrankten könne allerdings ein schwerer Verlauf vorkommen – mit teilweise bleibenden Schäden. Rossi führt aus: «Je älter die betroffene Person ist, desto ernsthafter kann FSME verlaufen.» (stp)
Wichtig sei es, gegen die Stiche vorzubeugen. «Es empfiehlt sich unter anderem das Tragen gut abschliessender Kleidung», so Rossi. Unterholz sollte zudem möglichst gemieden werden. Auch ein Zeckenspray vor einem Aufenthalt in der Natur kann helfen. «Nach einem Aufenthalt mit möglicher Exposition sollten jeweils Haut und Haare gründlich nach Zecken abgesucht werden», betont Rossi.
Wer dann eine Zecke bemerke, solle sie mit einer Pinzette oder einer Zeckenkarte herausziehen und die Haut desinfizieren. «Falls ein Rest des Kopfes stecken bleibt, muss nichts unternommen werden», so Rossi weiter. Erst wenn 3 bis 30 Tage nach dem Zeckenstich eine Hautrötung oder Fieber mit Kopfschmerzen auftreten, sei ein Besuch beim Hausarzt angezeigt.
Damit es gar nicht so weit kommt, ist eine Impfung möglich. «Diese ist eine Präventionsmassnahme», sagt Rossi. Grundsätzlich sei der Winter die beste Zeit dafür. Dann sei der Schutz bei Beginn der Zeckenaktivität ab Spätfrühling sicher vorhanden. «Die Impfung ist gut verträglich und gewährt eine hohe Schutzwirkung», erklärt Rossi.