Der oberste Ob- und Nidwaldner Informatiker geht

Nach 17 Jahren als Leiter des Informatikleistungszentrums von Ob- und Nidwalden geht Oskar Zumstein schrittweise in Pension.

Philipp Unterschütz
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Oskar Zumstein am seinem Arbeitsplatz im Informatikleistungszentrum.

Oskar Zumstein am seinem Arbeitsplatz im Informatikleistungszentrum.

Bild: Philipp Unterschütz (Sarnen, 10. Dezember 2019)

Vom Lochstreifen bis zur Digitalisierung – Oskar Zumstein (63) hat alle wesentlichen Entwicklungsschritte in der Informatik der letzten 40 Jahre miterlebt. Zur Informatik kam der Giswiler, der von Haus aus eigentlich Chemiker war, tatsächlich über Lochstreifen. 1980 war es, als er ein Gerät so programmierte, dass es aus Auswertungen von chemischen Analysen die Diagramme aufgrund der digitalen Signale anstatt der Lochstreifen zeichnete. Später machte er berufsbegleitende Ausbildungen bis zum eidg. dipl. Wirtschaftsinformatiker und am Tag mit dem Datum einer Schnapszahl – am 8.8.88 – trat er in den Dienst des Kantons Obwalden.

Nun zieht er sich – mittlerweile ist er höchster Informatiker der Kantone Ob- und Nidwalden – schrittweise in die Pension zurück. Am 1. November hat er nach 17 Jahren die Leitung des Informatikleistungszentrums (ILZ) der beiden Kantone an seinen Nachfolger und bisherigen Stellvertreter Stefan Müller abgegeben. Bis Mitte 2021 wird er sein Pensum in zwei Schritten auf 60 Prozent reduzieren. «Bis dann bearbeite ich alle Projekte im Bereich Qualitäts- und Sicherheitsmanagement», so Zumstein. «Und weil wir das Rechnungswesen umorganisieren, mache ich alle Vorbereitungen dafür.»

IT verdrängt echte menschliche Kontakte

Fragt man ihn nach den Gründen für seinen vorzeitigen Rückzug als Geschäftsleiter des ILZ, erwähnt er die Tatsache, dass mit Stefan Müller ein idealer Nachfolger bereitstand. «Zudem führen 17 Jahre auch zu einer gewissen Abnützung. Die Verantwortung lastet schwerer, je älter man wird. Man geht nicht mehr so einfach mit Budget- und Termindruck um.»

Die Informatik werde er 2021 gut beiseitelassen können, sagt Oskar Zumstein, relativiert dann aber doch mit einem Lächeln: «Ich werde ein normaler Benutzer – halt einer, der etwas mehr ausprobiert und optimiert als andere.» Fehlen werde ihm die IT aber nicht. «Sie hat mir viel gegeben im Leben. Aber sie hat öfters auch das menschliche Element etwas unterdrückt.» Manchmal hätten ihm soziale Kontakte gefehlt. Dies habe er auch hinsichtlich seiner Pensionierung in Raten etwas zu wenig bedacht. Mit der Abgabe der Leitung des ILZ seien von einem Tag auf den anderen viele für ihn wichtige Kontakte weggebrochen. «Weil ich erst 2021 aufhöre, habe ich mich darauf zu wenig vorbereitet.» Das werde er nach der Pensionierung nachholen.

IT-Sicherheit ist die grosse Herausforderung

Auf die Leistungen des ILZ ist Oskar Zumstein sichtlich stolz. Die Gründung im Jahr 2001 mit dem Zusammenschluss der IT-Abteilungen der beiden Kantone habe sich absolut bewährt. Ende der 1990er-Jahre hätten Ob- und Nidwalden schliesslich bereits zu über 90 Prozent auf identischen IT-Anwendungen gearbeitet. «Die Erwartungen haben sich absolut erfüllt. Heute haben wir eine vernünftig aufgebaute und effiziente Informatik.» Das ILZ arbeitet heute exklusiv für beide Kantone und sämtliche Gemeinden in Ob- und Nidwalden. «Bei vielen Anwendungen und Prozessen sind wir als kleine Kantone im schweizweiten Vergleich absolut an der Spitze.» Als Beispiele erwähnt Oskar Zumstein die absolut papierlose E-Tax Lösung, die nach Obwalden nun auch in Nidwalden Einzug hält. Wichtigstes Standbein mit etwa 70 Prozent sei beim ILZ die Beratung, Betreuung und der Support.

Als grösste Herausforderung der kommenden Jahre sieht Oskar Zumstein die digitale Transformation, also die Prozesse so zu den Bürgern zu bringen, dass diese alles digital selber machen können. Dafür benötigen sie jedoch Zugriff auf ihre Daten. «Wenn man aber aus der eigenen geschützten Umgebung rausgeht, wird man angreifbarer.» Und damit kommt unweigerlich das Thema Sicherheit der IT ins Spiel. Sie sei zentral und ein Qualitätsmerkmal der Unternehmensstrategie des ILZ. «Aber es ist halt wie beim Doping, wir sind immer etwas hintendrein.» Meistens gehe es nicht um Datendiebstahl, sondern um Erpressung mit Datenverschlüsselungen. Mehr will Oskar Zumstein aber nicht verraten: «Über Sicherheitsthemen sollte man als IT-Fachmann nach aussen besser nichts kommunizieren.»

Gesamtstrategie: Gesetz fehlt noch

(unp) Kürzlich strich der Obwaldner Kantonsrat der Regierung in der Investitionsrechnung 70000 Franken oder 5 Prozent in der Informatik. Begründet wurde dies mit der massiven Kostensteigerung der Informatik seit vergangenem Jahr und der fehlenden Gesamtstrategie. Die Kostensteigerung habe sich ergeben, weil die Regierung im Steuerbereich mit der E-Tax Anwendung und den Zusatzprodukten schnell habe vorwärtsmachen wollen. Jetzt müsse sie sagen, wo die Verwaltung dies einsparen solle. «Es ist sicher der bessere Ansatz, als wenn der Kantonsrat irgendein Einzelprojekt streicht, was dann zu hohen Folgekosten führen könnte», meint Oskar Zumstein. Die IT-Strategie mit verbindlichen Regeln für alle sei bereits fertig, aber noch nicht in der Vernehmlassung gewesen. «Dafür muss zuerst noch ein Gesetz erarbeitet werden. Wir hoffen, dass wir mit beidem 2020 in die Parlamente gehen können.» Die Strategie sieht vor, dass eine einzige Kommission mit Vertretern von Kantonen und Gemeinden alle Entscheide bezüglich Informatik fällen würde.