Honau
Doch keine Fäkalbakterien im Wasser? Das sagen Gemeinde und Hausverwaltung zu den Vorwürfen

Die Vorwürfe einer Mieterin in Honau sorgen in diversen Medien für Aufruhr. Da Bakterien entdeckt worden sind, müsse sie das Wasser seit Monaten abkochen – dieser Darstellung widerspricht die Verwaltung.

Silvio Frei
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Die Überbauung Hirschenmatt in Honau.

Die Überbauung Hirschenmatt in Honau.

Bild: Nadia Schärli (25. Juni 2022)

Es hört sich unschön an: Gemäss «Zentralplus» und «20 Minuten»müssen Mieterinnen und Mieter einer Überbauung in Honau scheinbar schon seit Monaten das Wasser aus dem Hahn wegen einer Verunreinigung mit Enterokokken abkochen. Doch was steckt dahinter?

Die Vanoli Immobilien Treuhand AG verwaltet fünf Gebäude der betroffenen Überbauung Hirschenmatt. Immobilienbewirtschafter Markus Schilter bestätigt auf Anfrage, dass eine Mieterin im Januar meldete, dass das Wasser komisch schmecke und Kalkablagerungen über einen grünen Schimmer verfügten.

Erste Untersuchung fiel gut aus

Daraufhin liess die Verwaltung eine Untersuchung des Wassers durchführen. Auch der Brunnenmeister von Honau liess die Wasserqualität bei der Überbauung im Januar durch ein Luzerner Labor untersuchen, wie Gemeinderat Samuel Wicki auf Anfrage bestätigt. Bei diesen Untersuchungen konnten keine Abweichungen von der Norm festgestellt werden. Das Wasser sei zu diesem Zeitpunkt völlig frei von Enterokokken gewesen.

Was sind Enterokokken?

Bei Enterokokken handelt es sich um Milchsäurebakterien. Enterokokken kommen in der Natur, bei Menschen und Tieren und in einigen tierischen Lebensmitteln vor. Enterokokken im Leitungswasser sind ein alarmierender Befund. Da sich die Bakterien nicht im Wasser ausbreiten, ist die Belastung meist auf fäkale Verunreinigungen zurückzuführen. Aus diesem Grund liegt der Grenzwert der Trinkwasserverordnung bei 0/100 ml. Das heisst in 100 ml Wasser dürfen sich keine Enterokokken befinden.

«Meldungen über den Geschmack des Wassers kommen gerade beim Einsatz von Enthärtungsanlagen öfters vor», meint Markus Schilter. Man habe schliesslich aber Anpassungen an der Enthärtungsanlage vorgenommen, damit man geschmacklich nicht zu viel merke. Die betreffende Mieterin bestätigte gemäss Schilter daraufhin, dass es auch keinen grünen Schimmer in den Kalkablagerungen mehr gebe.

Im Juni folgte ein zweiter Test

Am 21. Juni wurde die Vanoli Immobilien Treuhand dann über einen weiteren Laborbefund informiert. Veranlasst wurde dieser Test auf Eigeninitiative einer Mieterin – aufgrund anhaltender Gesundheitsprobleme. Laut Schilter geriet die Mieterin aber auch nie mit einem Arztzeugnis an die Verwaltung. Die Werte im Wassertest durch die Mieterin waren zwar nicht berauschend, jedoch weiterhin innerhalb der in der Schweiz erlaubten Normen. In diesem Gutachten wurden keine Enterokokken nachgewiesen.

Wie und wo die Probeentnahme des Tests durch die Mieterin im Detail geschah, sei der Verwaltung nicht bekannt. Auch nicht, ob beim Wassertest alle Vorschriften eingehalten wurden. «Wir nehmen das Thema Gesundheit aber sehr ernst», meint Schilter. Aufgrund des externen Berichts wurde durch die Verwaltung eine erneute Messung veranlasst. Diese zeigte ein Vorkommen von Enterokokken beim Wasserverteiler, nicht aber bei den Wasserhähnen in den Wohnungen.

Warnung gelte noch für ein Haus

Trotzdem habe man sicherheitshalber eine Abkochwarnung für alle Gebäude in der Überbauung herausgegeben und nochmals eine Messung in Auftrag gegeben. Auch diese Messung durch das Labor der Urkantone konnte in den Wohnungen keine Enterokokken vorweisen. Deshalb hat man bei der Verwaltung bei vier von fünf Häusern Entwarnung gegeben. Lediglich bei der Hirschenmatt 10 konnte auch das Labor der Urschweiz eine minime Menge an Enterokokken beim Wasserverteiler feststellen.

Deshalb bitte man gemäss Schilter die Mieterinnen und Mieter der Hirschenmatt 10, vorsichtshalber weiterhin kein Wasser aus dem Hahn zu trinken:

«Wir wollen uns ganz sicher sein und kein Risiko eingehen, die Gesundheit unserer Mieterinnen und Mieter liegt uns am Herzen.»

Als nächster Schritt werden deshalb die Enthärtungsanlagen gründlich gereinigt, entkeimt und auch die Vorfilter desinfiziert. Mit diesen Mitteln wolle man gänzlich sicherstellen, dass keine Mieterinnen und Mieter in Kontakt mit Enterokokken kommen.

Gemeinde gibt Entwarnung

Auch die Gemeinde Honau hatte auf den Fund von Enterokokken reagiert und für die Überbauung eine Warnung ausgegeben. Aufgrund des Verdachts wurden von der Gemeinde aus erneut Proben der gesamten Überbauung genommen. Das Resultat zeigte keine Spuren von Enterokokken, so Gemeinderat Samuel Wicki. Honau hat deshalb für die Überbauung Hirschenmatt Entwarnung gegeben.

Video: Tele 1