Mit einem Dankgottesdienst hat die Wahl des neuen Einsiedler Abtes Urban Federer am Donnerstagmorgen ihren Abschluss gefunden. Am Nachmittag präsentierte sich der 45-jährige Nachfolger von Abt Martin Werlen dann erstmals den Medien.
«Ich war nur einer der Kandidaten aus unserer Gemeinschaft, die für eine Wahl in Frage kamen», sagte Federer. Diese Feststellung sei ihm sehr wichtig. Er sei gemeinsam mit seinen Mitbrüdern unterwegs, die alle ihre eigenen Fähigkeiten und Begabungen mitbrächten.
Zusammen mit den Klosterbrüdern will Federer Einsiedeln als «Ort der Begegnung erhalten und fördern». Hier könnten Menschen immer wieder Gott aber auch sich selbst begegnen - «in ihren Freuden und Hoffnungen, in ihren Sorgen und Enttäuschungen», sagte er.
«Grosses Vertrauen» hat der Vorsteher der beiden Klöster Einsiedeln und Fahr AG in die Schwarze Madonna von Einsiedeln. Sie sei nicht nur Ziel zahlloser Wallfahrten von Katholikinnen und Katholiken. Sie verbinde Einsiedeln auch mit Gläubigen anderer christlicher Kirchen, aber auch mit dem Islam und dem Hinduismus.
Ebenfalls ein Ort der Begegnung sei das Frauenkloster Fahr in der Nähe der Stadt Zürich, betonte Federer. Nicht nur von der Natur her sei das Fahr eine Oase, sondern auch als spiritueller Ort. Als solchen wolle er es andere Menschen immer wieder entdecken lassen.
Noch nichts sagen könne er über seine künftige Mitarbeit in der Schweizer Bischofskonferenz. «Dieses Aufgabenfeld muss ich erst kennenlernen.»
Dass er die neue Tätigkeit meistern wird, bezweifelt Abt Urban nicht. Während der Zeit als Stellvertreter von Abt Martin habe er diese ja bereits kennengelernt. Der Respekt vor der Aufgabe sei da, doch könne er auf einen erfahrenen Stab an Mitarbeitern zählen.
Sein Vorname sei schon fast programmatisch, bekannte der Abt. Urban komme aus dem Lateinischen und bedeute «der Städter». «Ich selbst bin Stadtzürcher und muss zugeben: Ich bin stolz darauf.»
Sein Wahlspruch aus dem Paulusbrief zeige, wie er seine Aufgabe verstehe: «Grüsst Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus». Er hoffe auf Menschen, die mit ihm in den Klöstern, der Kirche und der Gesellschaft für ein gutes Zusammenleben und für das Wohl jedes Einzelnen arbeiteten, sagte Federer.
Eine wichtige Bedeutung misst Abt Urban der Bildung und Kultur zu. «Bildung ist für mich Begegnung – auch mit Leuten ausserhalb des Christentums», betonte er.
Seit seiner Jugend musiziert der neue Abt. Nebst seiner Tätigkeit als Deutsch- und Religionslehrer an der Stiftsschule ist er auch Choralmagister des Klosters. Zudem unterstützt er den Chor der Stiftsschule, in dem die Jugendlichen mehrheitlich moderne Stücke singen.
Er sei leidenschaftlich gerne Lehrer, weil er gerne mit jungen Menschen unterwegs sei, sagte Federer. Auch als Abt werde er sich für die Stiftsschule einsetzen. Gerne würde er auch weiter unterrichten. «Mir würde etwas fehlen.»
Nebst Bildung und Kultur hat Federer auch ein Flair für den Sport. Dass er es im Tennis nicht soweit gebracht habe wie sein Namensvetter, könne er neidlos eingestehen, sagte er schmunzelnd. So habe er als Jugendlicher auf Anraten seines Tennislehrers das Racket mit der Badehose getauscht. Bis heute schwimme er regelmässig.
Auf die bevorstehende Abtsbenediktion am 22. Dezember will sich Federer in Ruhe vorbereiten. Darum werde er sich nun für einige Tage zurückziehen. «Viel Neues und Spannendes erwartet mich.» Auch freue er sich, im neuen Jahr herauszufinden, «wo ich mich ausserhalb der Klöster Einsiedeln und Fahr engagieren kann.»
sda