Ab 2023 will man beim Südufer des Urnersees erneut Seeschüttungen vornehmen. Das Projekt soll rund fünf Jahre lang andauern. Rund 4,9 Millionen Tonnen Gestein sollen im See versenkt werden.
Für das Projekt «Seeschüttung» folgt voraussichtlich ab Frühling 2023 beim Südufer des Urnersees die Fortsetzung. Dies schreibt der Kanton Uri in einer Mitteilung. Unter der Projektleitung der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion würden in den Gebieten «Allmeini» und «Schanz» rund 4,9 Millionen Tonnen sauberes Gesteinsmaterial geschüttet.
«Damit schaffen wir weitere sechs Hektaren Flachwasserzonen», lässt sich Projektleiter Roland Senn zitieren. Dies würde rund acht Fussballfelder an neuem Lebensraum für Pflanzen und Tiere bedeuten. Als Flachwasserzonen versteht man lichtdurchflutete Zonen mit bis zu zehn Metern Wassertiefe. «Dem menschlichen Auge bleiben die neu geschütteten Zonen zwar verborgen, für die Flora und Fauna hingegen sind sie äusserst wertvoll», so Roland Senn. Dies zeige die Langzeitkontrolle der Reussdeltakommission, die im Rahmen der ersten Seeschüttung zwischen 2009 und 2020 durchgeführt wurde.
Damit die Materiallogistik und die Infrastruktur bereitstehen, wenn im Frühling 2023 das erste Ausbruchsmaterial vom Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre eintrifft, laufen die Vorbereitungsarbeiten gemäss Kanton auf Hochtouren. In diesem Zusammenhang hätten kürzlich Vermessungen des Seegrunds im Schüttperimeter stattgefunden, wobei eine Schwimmdrohne zum Einsatz gekommen sei. «Im Industriehafen-Areal in Flüelen ist ebenfalls einiges in Arbeit», so Senn.
Bei der Firma Arnold + Co. AG, die mit den Schüttarbeiten mit Gesteinsmaterial ab Flüelen beauftragt wurde, würden derzeit neue Förderbandanlagen installiert. «Die neuen Förderbandanlagen befördern die doppelte Menge an Aushubmaterial pro Stunde, als noch bei der ersten Seeschüttung», wird Betriebsleiter Matthias Steinegger zitiert.
Die Anlieferung des Gesteinsmaterials von der zweiten Gotthard-Strassenröhre erfolge auf der Schiene mit Güterzügen, wo es direkt von der Bahn auf ein Schüttschiff befördert würde. «Zudem soll ein schnellerer Auslad der Bahnwagen durch eine zweite Weiche für das Industriegeleise ermöglicht werden – diese neue Weiche wird derzeit realisiert», so Steinegger. Auch der Info-Pavillon, der erneut für die Orientierung der interessierten Bevölkerung zur Verfügung stehen wird, werde derzeit sanft renoviert. Weiter werden die Schüttschiffe der «Kompanyy» auf den neusten Stand gebracht.
Ein zentrales Element der Seeschüttungen bilde die sogenannte Pontonanlage, die aktuell im Hafen Flüelen aufgebaut werde. «Die U-förmige Andockstelle für die Klappschiffe wird bei Schüttstart im Gebiet Schanz geankert», erklärt Roland Senn in der Medienmitteilung. So werde sichergestellt, dass am richtigen Ort geschüttet wird. Ausserdem schützte die Pontonanlage vor Trübung. An ihr werde eine 14 Meter lange «Unterwasserschürze» montiert, die dafür sorge, dass das Material kontrolliert heruntergelassen werde und wenig Trübung entsteht.
«Mit dieser Massnahme haben wir bei der ersten Seeschüttung sehr gute Erfahrungen gemacht», erklärt Senn. Weiter werde auf der Pontonanlage zudem Interventionsmaterial platziert, um im Ereignisfall umgehend reagieren zu können.
Wenn neues Material in den See eingebracht wird, habe das Auswirkungen für die Menschen und die Umwelt. «Wir treffen verschiedene Vorkehrungen, um die Beeinträchtigung möglichst gering zu halten», führt Projektleiter Senn weiter aus. Da profitiere der Kanton Uri von den Erfahrungen der ersten Seeschüttung. Eine eigene Umweltbaubegleitung werde die Einhaltung sämtlicher Umweltschutzmassnahmen und gesetzlichen Grenzwerte, die unter anderem im Umweltverträglichkeitsbericht festgehalten sind, sicherstellen.
«Im Rahmen der ökologischen Wirkungskontrolle fanden im Schüttgebiet diesen Sommer Ausgangsmessungen zu Wasserpflanzen, Fischen und Makroinvertebraten statt», so Senn. «Dabei wurde der Ist-Zustand vor Ort ermittelt, um nach der Schüttzeit die Wirkung überprüfen zu können.» (pd/sfr)