Das Taschenlabel Kokoté ist im vergangenen Herbst lanciert worden. Im September öffnet das erste Geschäft.
Es ist ein altehrwürdiger Ort und gleichzeitig eine beliebte Ladenstrasse: der Neumarkt in Zürich. Hier reihen sich Restaurants an Quartier-, Design- und Spezialitätenläden. Der Neumarkt ist ein beliebter Treffpunkt für die Quartierbewohner des Zürcher Niederdorfs, zieht durch die speziellen Läden Kundschaft aus der ganzen Region und durch seine historische Kulisse Touristen aus aller Welt an. An ebendiesem Ort eröffnet das Urner Taschenlabel Kokoté am 18.September sein erstes Ladengeschäft.
Kokoté ist die neue Marke der JLT Company AG, einem Bildungs- und Arbeitsintegrationsprojekt mit Werkstatt in Schattdorf, gegründet vom Urner Unternehmerpaar Franz Huber und Yvonne Herzog. Im Betrieb werden ältere Flüchtlinge ausgebildet und besser in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert, sodass ein selbstbestimmtes Leben in der Schweiz möglich ist.
Bereits wurden mehrere Lernende bis zur LAP begleitet und haben eine Stelle in einem Schweizer Unternehmen gefunden. Die neueste Erfolgsgeschichte liefert Ali Ghorbani (29). Nachdem seine ersten Monate in der Schweiz geprägt waren vom Leben im Asylheim und grossen persönlichen Problemen, fand er durch Kokoté wieder zur Stabilität und hat diesen Juni seine LAP als Textilpraktiker mit der besten Note seiner Schweizer Klasse abgeschlossen. Und dies in einer fremden Sprache und einer fremden Kultur. Das Beispiel zeigt: Bildung funktioniert für eine bessere Integration und wurde bei Kokoté bereits erfolgreich umgesetzt.
Doch das erklärte Ziel von Kokoté ist es auch, wirtschaftlich erfolgreich Taschen und Accessoires aus nachhaltigen Materialien in der Urner Manufaktur gefertigt, zu verkaufen. Dieses Ziel hat einen gewaltigen Schub erhalten, als vor ein paar Jahren der renommierte dänische Designer Carsten Jörgensen zum Projekt stiess und in enger Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen die neue Marke Kokoté und die neue Produktlinie entwickelte.
Die neue Marke und Produktlinie Kokoté entstand in Rekordzeit und die Taschen und Accessoires werden seit letztem Herbst über den eigenen Onlineshop angeboten. Doch es stellte sich als schwierig heraus, die Geschichte zu den Produkten über den Onlinekanal an die Kunden weiterzugeben. Dies ist heutzutage, da sich die Kunden sehr für die Herkunft und die Produktion ihrer Konsumgüter interessieren, äusserst wichtig. So entstand schnell die Idee, einen Laden zu eröffnen. «Wir wollen zu den Kunden hin. Die Produkte sollen angefasst werden können und wir möchten unsere Bekanntheit steigern», so drückt es die Geschäftsleiterin Carol Hochuli aus.
In kürzester Zeit wurden über eine Crowdfunding-Kampagne über 60'000 Franken für einen Popup-Shop gesammelt. Insbesondere die lokale Bevölkerung von Uri und das Netzwerk der Initianten Franz Huber und Yvonne Herzog unterstützten das Projekt. «Wir waren überwältigt vom Erfolg des Crowdfunding-Projekts und fühlten uns sehr ermutigt in unserem Vorhaben», so Huber.
Das Finden eines geeigneten Ladenlokals war herausfordernder als gedacht. Das Team von Kokoté schaute sich auch Lokalitäten in Bern, Luzern oder Basel an, schliesslich fiel die Wahl auf Zürich. «Zürich ist ‹The place to be›, wenn es um Mode, Innovation und Zeitgeist geht», ist Carol Hochuli überzeugt. Dies schlägt sich jedoch auch in den hohen Mieten für Geschäftsräumlichkeiten nieder. Francine de Reynier, Vorstandsmitglied der Association Equilibre, nahm sich der Aufgabe an und durchstreifte die Gassen und Einkaufsstrassen Zürichs. Am Neumarkt wurde sie fündig. «Das kleine Lokal im historischen Reihenhaus stellte sich als idealen Rahmen für die Produkte heraus», freut sich de Reynier.
Der Designer Jörgensen setzt sich mit der Ladeneinrichtung auseinander. Die Vorbereitungen für die Eröffnung am 18. September laufen. «Wir können es nicht erwarten, mit unseren Kundinnen und Kunden direkt ins Gespräch zu kommen und unsere ersten Erfahrungen mit einem eigenen Laden mitten in der Zürcher Innenstadt zu sammeln», meint Franz Huber.