Zur Abstimmung über die Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung»
Gerade in der Phase der Identitätsbildung und Pubertät sind Kinder und Jugendliche für Werbung sehr empfänglich. Das wissen auch die Tabakkonzerne und so werden junge Menschen stark berieselt. Tabakwerbung wird auf den Wegen der Schülerinnen und Schüler und Studierenden sowie zielgruppenspezifisch auf Social Media gestreut. 16,2 Prozent der 15- bis 17-Jährigen haben in der Schweiz auch schon Werbegeschenke der Tabakkonzerne erhalten. Gegen diesen Missstand stellt der Gegenvorschlag keine wirksame Lösung dar. Nur mit der Initiative kann effektiv gegen dieses Problem vorgegangen werden und Werbung in Gratiszeitungen, an Kiosken oder Festivals eingeschränkt werden. Denn das Rauchen ist eine Sucht mit Folgen: 14 Prozent der jährlichen Todesfälle in der Schweiz sind auf den Tabakkonsum zurückzuführen, also rund 9500 Todesfälle pro Jahr. Das ist 40-mal mehr als die Zahl der jährlichen Verkehrstoten. Zudem verursacht das Rauchen jährlich drei Milliarden Franken Gesundheitskosten. Mit der Initiative «Kinder ohne Tabak» legen wir einen Grundstein für eine wirksame Prävention.
Luzian Franzini, Kantonsrat ALG, Zug
«Marlboro. Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer.» Solche Werbung, die einst Unzählige zum Rauchen animierte, verfängt heute kaum mehr. Nun sollen Jugendliche mit einem Verbot von Tabakwerbung vom Rauchen abgehalten werden. Was hier als gut gemeinter Jugendschutz daherkommt, dürfte die Wirkung verfehlen, da sich Jugendliche nur noch marginal in ihrem Entscheid für das Rauchen durch die Werbung beeinflussen lassen. Junge Menschen, die heutzutage Rauchen, tun dies aus purem Genuss oder weil es eben gerade angesagt ist, auch die Gruppendynamik mag eine Rolle spielen. Was verboten ist, reizt es, dennoch zu versuchen, schon allein deshalb greift dieses geplante Tabakwerbeverbot ins Leere. Viel wirksamer wäre es zum Beispiel, den Bezug von Zigaretten über Automaten zu verbieten. Dieser Debatte jedoch liegt ein ganz anderes Problem zugrunde. Seit Jahren sieht sich der Bürger mit immer neuen Gesetzen, Verordnungen und Regeln konfrontiert. War es erst die Diskussion um das Für und Wider der Verwendung des Begriffs der «Mohrenköpfe», sind es jetzt die umstrittenen Massnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie und morgen vielleicht dieses Verbot der Tabakwerbung. Was wird übermorgen sein? Etwa das Verbot der Fleischwerbung? Denn die Haltung von Nutzvieh belastet ja angeblich das Klima und Fleisch sei der Gesundheit ganz allgemein nicht sehr zuträglich. Der Staat nimmt auf die Weise dem Bürger die Verantwortung für sein Tun ab, indem er ihn mit immer neuen Verboten in seiner Freiheit einengt. Diese «staatliche Fürsorge» geht letztlich mit einem massiven Verlust persönlicher Freiheit einher.
Otto Rölli jun., Menzingen
Der Gegenvorschlag von Parlament und Bundesrat zur radikalen Tabakwerbeverbots-Initiative schützt Kinder und Jugendliche weitreichend vor Tabakwerbung. Die Initiative aber will Tabakwerbung überall verbieten, wo sie für Jugendliche zugänglich ist. Das käme einem totalen Werbeverbot gleich. Denn für Jugendliche ist eigentlich alles zugänglich, ausser Clubs für ein Ü18-Publikum, und der «Ich bin schon 18»-Button im Internet ist sowieso ein Witz. Wenn wir für alles die Werbung verbieten, was Kinder und Jugendliche irgendwie gefährdet, wird Werbung bald für ziemlich vieles verboten sein. Das würde Tür und Tor öffnen für Werbeverbote für alles, was irgendwie ungesund oder schlecht ist. Sprich keine Werbung für Süssigkeiten, Fast Food, Videospiele oder gar Cervelats, weil zu fettig. Für alles, wofür es einen – legalen – Markt gibt, soll auch Werbung gemacht werden dürfen. Wenn schon, wäre es von den Initianten viel ehrlicher, das Rauchen ganz zu verbieten. Wir können unsere Kinder und Jugendlichen nicht in Watte packen. Wir müssen ihnen schon ein wenig Selbstverantwortung zutrauen. Denn es braucht etwas mehr als nur eine Werbung, damit unsere Jugendlichen darauf anspringen. Hören wir doch endlich auf, für alles Gebote und Verbote zu erlassen. Die Menschen sollen auch noch selber denken und für sich abschätzen, was gut für sie ist und was nicht.
Esther Monney, Kantonsrätin SVP, Unterägeri