Grosser Knall in der Zuger Kulturkommission: Drei Mitglieder treten zurück

Oliver Frey, Roland Dahinden und Anu-Maaria Calamnius-Puhakka haben ihren Rücktritt aus der Stadtzuger Kommission eingereicht.

Laura Sibold
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Das Zuger Stadthaus. Die Unstimmigkeiten in der Kulturkommission haben zu drei Rücktritten geführt.

Das Zuger Stadthaus. Die Unstimmigkeiten in der Kulturkommission haben zu drei Rücktritten geführt.

Bild: Stefan Kaiser, Zuger Zeitung

Der Druck wurde wohl zu gross: Drei der sieben Mitglieder der städtischen Kulturkommission sind zurückgetreten. Dies teilte die Stadt gestern Mittag mit. Per sofort den Rücktritt eingereicht haben Roland Dahinden und Anu-Maaria Calamnius-Puhakka. Letztgenannte hatte Mitte Oktober das Atelierstipendium für Genua erhalten. Die Begünstigung eines Kommissionsmitglieds sorgte verschiedenen Orts für Aufruhr und löste eine politische Debatte über die gesamte Stadtzuger Kulturförderung aus. Anu-Maaria Calamnius-Puhakka begründet ihre Demission laut Mitteilung mit den Geschehnissen der letzten Wochen. Weiter wollte die Kulturvermittlerin, die seit 2016 in der Kommission sass und etwa das Young Dance Festival ins Leben gerufen hat, nicht Stellung nehmen.

Die Rechtslage führte zu einer Demission

Dafür äussert sich Roland Dahinden zu seinem sofortigen Rücktritt: «Als ich 2017 in die Kommission gewählt wurde, ging ich davon aus, dass das rechtens ist. Dieser Überzeugung bin ich nach den aktuellen Geschehnissen nicht mehr.» Denn seine Tätigkeit als Lehrer der Musikschule Zug sei nicht mit seinem Engagement bei der städtischen Kulturkommission zu vereinbaren. Dahinden präzisiert: «Laut geltendem Recht dürfen gemeindliche Mitarbeiter nicht Mitglied einer Kommission sein. Da ich hier zumindest einen Graubereich tangiere und das Recht befolgen will, beschloss ich, per sofort zurückzutreten.» Der demissionierte Kulturvertreter betont, dass es sich «ausschliesslich um eine rechtliche Angelegenheit» handle.

Bereits länger angekündigt hat Oliver Frey seinen Rücktritt per Ende 2019 – er war während zehn Jahren Mitglied der Kommission. Auf Anfrage bekräftigt Frey, dass sein Rücktritt nichts mit den aktuellen Geschehnissen zu tun habe. Karl Kobelt, Stadtpräsident und Präsident der Kulturkommission, bedauert die Demission der drei Mitglieder und bedankt sich für ihren Einsatz für das Zuger Kulturleben. Er habe einen Findungsprozess für den Ersatz der neuen Mitglieder eingeleitet. Grundlage dafür ist die Verordnung über die Organisation der Kulturkommission, worin es unter Paragraf 2 heisst: «Der Stadtrat achtet bei der Wahl der Mitglieder darauf, dass sowohl verschiedene Bereiche des kulturellen Lebens wie auch das interessierte Publikum vertreten sind.»

Das Publikum soll künftig stärker vertreten sein

Dem wolle man nun nachkommen, so Kobelt: «Mit den aktuellen Rücktritten verbleibe in der Kulturkommission streng genommen einzig ich als Vertreter des Publikums. Wir wollen die Vertretung des interessierten Publikums daher stärken.» Gesucht werden kulturaffine Leute, die bereit sind, Kulturveranstaltungen in der Stadt Zug zu besuchen. Interessierte können sich bei der Fachstelle Kultur an kultur@stadtzug.ch melden. Aufgrund dieser Meldungen wird die Fachstelle Kultur dem Stadtrat Vorschläge unterbreiten. «Die Kulturkommission soll so schnell wie möglich wieder vollzählig sein», betont Karl Kobelt. Aufgrund der aktuellen Debatte drängt die Zeit, darüber hinaus findet Anfang 2020 bereits die erste Sitzung der städtischen Kulturkommission statt.

Zu möglichen Änderungen in der Zusammensetzung der Kommission, etwa politisch, will sich der Stadtpräsident derzeit nicht äussern. Das werde Teil der Kulturstrategie sein, die im Frühjahr 2020 überarbeitet wird. Das Thema Kulturkommission wird aber auf politischem Parkett weiterhin zu reden geben: SVP und GLP fordern in einer Motion die Schaffung eines Reglements über die Kulturförderung. Die Überweisung des Vorstosses ist für die Sitzung des Stadtparlaments vom 10. Dezember traktandiert.