Kabelnetze
Die WWZ kippt die analog verbreiteten Radiostationen aus ihrem Programm – um andernorts Gas zu geben

Das digitale Netzwerk ermöglicht es heute, Radiostationen aus aller Welt auf den verschiedensten gebräuchlichen Geräten zu hören. Am 1. September beendet die WWZ AG als lokaler Kabelnetzbetreiber das analoge Zeitalter in ihrem Einflussbereich und setzt voll auf digitale Kanäle.

Marco Morosoli
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Radiosender sollen auch weiterhin über UKW empfangen werden können, fordert eine Petition. (Symbolbild)

Radiosender sollen auch weiterhin über UKW empfangen werden können, fordert eine Petition. (Symbolbild)

Bild: Keystone

Beim Suchen eines Radiosenders ein Rauschen zu hören, das ist heute praktisch unmöglich. Auf einer App-Plattform wie Radio FM sind Sender wie V103 (Amerikanisch Samoa), Falklands Radio oder Guldkanalen (Schweden) in Topqualität empfangbar, obwohl die Quelle weit, weit weg ist. Aber auch die lokalen Radiosender können auf vielfältigen Wegen in die eigene Stube geholt werden. Wer jedoch aktuell seine heimatlichen Klänge noch übers analoge Kabelnetz hört, dem droht ab dem 1. September die absolute Stille. Die WWZ AG als grösster Kabelnetzanbieter in der Region stellt ab Anfang September 2021 diese Empfangsmöglichkeit ein. Dieser Tage erhielten oder erhalten Kunden der WWZ AG einen Brief, der auf diese Umstellung hinweist. Der WWZ-Mediensprecher Robert Watts spricht in diesem Zusammenhang von rund 75'000 betroffenen Anschlüssen im Verteilungsgebiet des Kabeldienstleisters. Zu diesem gehören neben dem Kanton Zug Teile der Kantone Aargau, Luzern, Zürich und Schwyz.

Die WWZ AG vollzieht mit dem Aus für die analoge Übertragung von Radiosendern einen Schritt, den die Schweizer Radiobranche bereits 2014 ankündigte. Damals war noch die Rede, dass dies bis 2024 umzusetzen sei. In einer Meldung von Ende 2020 schreibt die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR), dass die ganze Aktion bis Januar 2023 abgeschlossen werden kann. Davon betroffen sind rund 1300 UKW-Sender. Noch läuft eine Petition des Schweizer Radiopioniers Roger Schawinski, welche verlangt, dass auf die UKW-Abschaltung zu verzichten sei.

Geschätzt 3500 Anschlüsse betroffen

Die WWZ AG schafft nun Fakten. Robert Watts geht davon aus, dass die Abschaltung der aktuell noch angebotenen 50 analogen Sender rund 3500 Anschlüsse (von insgesamt 75'000 Anschlüssen) betreffe. Bei diesem Wert orientiert sich Watts an Erhebungen anderer Kabelnetzbetreiber, welche das Analoge schon aus ihrem System verbannten. Dabei legt der WWZ-Mediensprecher Wert auf die Feststellung, dass von diesem Schritt nur analoge Kabelgeräte wie ältere Stereoanlagen-Tuner betroffen seien. Alles wie gehabt gelte, so Watts, für herkömmliche Antennenradios (UKW, DAB+), Internetradios, Radio via Digital-TV und dergleichen.

Nutzer von früher gängigen Stereoanlagen müssen ihr Gerät aber nicht gleich dem Elektroschrott zuführen. Mit einem vorgeschalteten Adapter können analoge Empfangsanlagen für wenig Geld (gemäss der Website www.wwz.ch fallen Kosten von 49 Franken an) aufgepeppt werden. Mit diesem Zwischenstück zwischen Radio-Kabelbuchse und Endgerät erhöht sich die Zahl der nutzbaren Sender von 50 auf deren 200. Laut Watts werden «es laufend mehr». Der WWZ-Mann erwähnt auch noch, dass diese Vervierfachung der verfügbaren Kanäle zum Grundangebot gehöre.

Die Abschaltung des Analogen macht Platz frei, so der WWZ-Mediensprecher Robert Watts, um «unser Internetangebot insgesamt noch leistungsfähiger» zu machen. Das gelte für das Hochladen wie das Beziehen von Daten. Watts ergänzt: «Immer mehr Multimedia-Inhalte verbreiten sich übers Internet. Dazu gehören das interaktive TV über Online-Spiele bis hin zum Streamen von Musik und Filmen.» Hierbei ist Geschwindigkeit gefragt, um die Inhalte zitterfrei zu geniessen. Letztlich diene die gewählte Strategie dazu, das hauseigene Kabelnetz leistungsstärker zu machen. Dies gelte aber, so Watts, nicht nur für die Städte, sondern auch auf dem Land.

Bei Databaar, dem zweiten Netzbetreiber im Kanton Zug, bleibe vorderhand alles beim Alten, war am Geschäftssitz auf Nachfrage zu erfahren. Wann die Umstellung erfolgen soll, war nicht in Erfahrung zu bringen.