An den Schweizer Hallenmeisterschaften landet Géraldine Frey aus Unterägeri über 60 Meter einen Coup. Silke Lemmens aus Baar gewinnt derweil über 400 Meter erneut den Titel, der Sempacher Schöpfer siegte über 800 Meter.
An Mujinga Kambundji gab es über 60 Meter kein Vorbeikommen bei der hochklassigsten Frauendisziplin dieser zweitägigen Schweizer Hallenmeisterschaften der Leichtathletinnen und Leichtathleten in Magglingen. Nichts wie logisch, schliesslich handelt es sich bei der neuen Meisterin um die Olympiasechste vom letzten Sommer über 100 Meter, die WM-Dritte über 200 Meter im Jahr 2019 und um die Schweizer Sportlerin des gleichen Jahres. Kambundji ist eine der profiliertesten Sportlerinnen der Gegenwart.
Und sie demonstrierte auch an den nationalen Titelkämpfen ihre Sonderklasse – auch wenn mit der aktuellen Hallen-Europameisterin und Olympiafünften über 100 Meter, Ajla Del Ponte, die ebenbürtige Widersacherin aus gesundheitlichen Gründen fehlte. Kambundji gewann in 7,05 Sekunden.
Eine kam ihr nahe, und zwar auf eine Weise, wie es ihr kaum jemand zugetraut hätte: Géraldine Frey aus Unterägeri. Für Aufsehen gesorgt hat die 24-Jährige vom LK Zug – sie trainiert unter Rita Schönenberger zumeist in Zürich – bereits in den Wochen zuvor. Regelmässig blieb sie unter der WM-Limite von 7,30 Sekunden. Auf starke 7,25 senkte sie ihre persönliche Bestmarke. An den Titelkämpfen aber sorgte sie bereits im Halbfinal mit 7,19 Sekunden für ein Ausrufezeichen – jetzt ist sie alleinige Dritte drei Schweizer Allzeitbestenliste.
Die Leistung sorgt bei Frey gerade deshalb für besondere Emotionen, weil sie unter den 7,24 Sekunden ihres Freundes blieb, des Mehrkämpfers Luca di Tizio aus Cham. Ein von ihm offeriertes Wellness-Wochenende ersprintete sie sich so. Und es kam noch besser: Im Final steigerte sich Frey gar auf 7,15 Sekunden. Eine Zeit, die noch vor sieben Jahren Schweizer Rekord bedeutet hätte.
«Ich kann’s kaum glauben»,
sagte Frey im Anschluss.
Auch wenn die Selektionsperiode noch bis zum 7. März andauert: Die Chance, dass sie von einer anderen Schweizer Sprinterin noch von ihrer Position hinter Kambundji verdrängt wird, ist klein. Folglich heisst das: Frey wird dem Schweizer Team an der Hallen-WM angehören. Es ist eine riesige Genugtuung für die Unterägererin. In den vergangenen Jahren war sie Mal für Mal durch Verletzungen zurückgeworfen worden. Jetzt scheint unter Trainerin Schönenberger und zeitweise Lucio di Tizio, dem Vater ihres Freundes, ein passendes Trainingskonzept gefunden worden sein. «Endlich bin ich verletzungsfrei», sagt Frey, «und mir glückten Schritte nach vorn bezüglich Kraft, Technik und Stehvermögen.» Schliesslich motivierte sie auch der Sonderansporn durch die Zeit des Freundes.
Auch wenn die Leistung von Géraldine Frey erstaunt und von der Qualität her herausragte, punkto Medaillenwert gar erfolgreicher waren aus Zentralschweizer Sicht die Baarerin Silke Lemmens und der Sempacher Jonas Schöpfer. Lemmens siegte über 400 Meter (in guten 53,0 Sekunden) und meinte:
«Ich bin nahe an meine persönliche Bestmarke herangekommen, ich kann einen schnellen, runden Schritt laufen.»
Schöpfer triumphierte über 800 Meter nach taktisch klugem Rennen, er bilanzierte: «Ich war flexibel im Kopf und konnte meinen Rennplan unterwegs zweimal auf den Kopf stellen. Das war das Erfolgsrezept.» Silber sicherten sich die Nidwaldner Hochspringerin Livia Odermatt (1,79 Meter). Bronze ging an Julia Niederberger (LA Nidwalden/400 Meter in persönlicher Bestzeit), Raphael Huber (STV Willisau/Weitsprung) und Sandra Röthlin (Kerns/Kugel).
Schweizer Hallenmeisterschaften. Männer. 60 m: 1. Ricky Petrucciani (LC Zürich) 6,68. Nico Wyss (Luzern) 7,03. – 200 m: 1. Felix Svensson (Versoix) 20,96. Wyss 22,00. – 800 m: 1. Jonas Schöpfer (Sempach) 1:51,18. –60-m-Hürden: 1. Simon Ehammer (Teufen) 7,70. 4. Noah Dje (Luzern) 8,13. – Weit: 1. Simon Ehammer (Teufen) 8,22. 3. Raphael Huber (Willisau) 7,48. 6. Dje 7,11. 11. Lars Mäsing (Brunnen) 6,30. Frauen. 60 m: 1. Mujinga Kambundji (Bern) 7,05. 2. Géraldine Frey (Zug) 7,15. – 400 m: 1. Silke Lemmens (Zürich) 53,00. 3. Julia Niederberger (Nidwalden) 53,87. – 60 m Hürden: 1. Ditaji Kambundji (Bern) 7,97. – Weit: 1. Daniela Schlatter (Bern) 6,24. 4. Röthlin 5,95. 7. Livia Tonazzi (Brunnen) 5,74. 8. Wengi 5,71. – Hoch: 1. Marithé Engondo (Lausanne) 1,82. 2. Livia Odermatt (Luzern) 1,79. – Stab: 1. Angelica Moser (Zürich) 4,65. 5. Jessica Auf der Maur (Küssnacht) 3,65. – Kugel: 1. Miryam Mazenauer (Teufen) 15,24. 3. Röthlin 13,65.