Zum fünften Mal finden im Zentrum Ranft die Ranfter Gespräche statt. Themenschwerpunkt sind diesmal Räume unterschiedlicher Art und ihre Wirkung auf die religiöse Praxis gleichermassen wie auf den weltlichen Alltag.
Die Ranfter Gespräche sind eine jährliche Tagungsreihe im Haus Dorothea in Flüeli bei Sachseln im Kanton Obwalden. Seit 2017 ist das Zentrum ein Ort für Wissens- und Erfahrungsvermittlung in Mystik, Spiritualität, Meditation, Kultur und den grossen Themen, mit denen sich die Welt in Zukunft auseinanderzusetzen hat.
Die Ranfter Gespräche sind dabei Fixpunkt im wunderschön gelegenen Haus hoch ob Sachseln. Sie bieten relevanten Themen eine besondere Plattform und laden zur Auseinandersetzung mit ihnen und zur Reflexion. Die Veranstaltungen sprechen einerseits Menschen an, die ihr Wissen erweitern möchten, andererseits finden hier auch diejenigen einen Rahmen, welche auf allgemeiner Sinnsuche sind.
Und insbesondere Letzteres scheint ein wachsendes Bedürfnis zu sein, wie Ursula Bründler, Leiterin Zentrum Ranft, weiss. «Vor allem in letzter Zeit sind die Ängste der jüngeren Bevölkerung gewachsen, hauptsächlich angetrieben von den aktuellen Krisen wie der Klimafrage, mit denen sie immer mehr konfrontiert sind», führt Ursula Bründler aus.
«Diese Beobachtung bereitet mir etwas Sorgen. Letztendlich sind alle Menschen auf der Suche nach persönlicher Erfüllung, und da können Momente, die einem guttun, viel bewirken.» Und auch da setzen die Ranfter Gespräche an: Sie bieten einen Rahmen, genau solche Momente zu schaffen und wollen Impulse geben, dass man für sich neue Wege sucht und auch findet.
Wie so ein besonderer Moment entstehen kann, hat Ursula Bründler neulich durch eine eigene Erfahrung erlebt – in der von Peter Zumthor geschaffenen Bruder-Klaus-Feldkapelle bei Mechernich in der Eifel. «Es ist ein Raum, der Himmel und Erde verbindet, er ist ein radikales Ja – zum Sein, zum Moment. In seiner Schönheit ist er bescheiden, wir brauchen nicht mehr. Das ist eine Botschaft ohne Worte.»
Dieser kleine grosse Moment hat Ursula Bründler dazu bewogen, die 5. Ranfter Gespräche dem Thema Raum zu widmen. Räume wirken durch ihre Beschaffenheit – durch ihre Architektur, durch die Lichtverhältnisse. Sie können Orte der Stille und des Rückzugs sein, aber auch der Begegnung. Der Mensch braucht Räume, innere wie äussere, aber auch geistige.
Die anstehende Tagungsreihe soll unter anderem ergründen, welche Funktionen sakrale oder spirituelle Räume als Kraftorte für die Menschen erfüllen, sowohl in der religiösen Praxis wie auch im weltlichen Alltag. Dazu werden Referenten das Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten und ihre Sicht darauf darlegen.
Ausgehend von der bescheidenen Klause des Schweizer Landespatrons über die Benediktinerabtei Münsterschwarzach, das Lassalle-Haus im Kanton Zug bis hin zu dem 2017 entstandenen Zentrum Ranft und anderen Bauten zeitgenössischer Architekten, findet der Diskurs an diesem Tagen statt.
Geladen sind auch dieses Jahr Menschen mit unterschiedlichem biografischem Hintergrund, die ihrerseits zum Thema beitragen. Es sprechen der Autor und Historiker Pirmin Meier sowie der Mönch Pater Zacharias Heyes aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Des weiteren führt Olivia Röllin, Moderatorin und Redaktorin der «Sternstunde Religion» beim SRF, Gespräche mit dem Jesuiten und Zen-Meister Niklaus Brantschen und dem international tätigen Architekten Peter Zumthor.
Dieser ist der Auffassung, dass der Grundantrieb für die ästhetische Wahrnehmung ist, sich Zeit zu nehmen für den Augenblick oder eine «Vergegenwärtigung der vergehenden Gegenwart». Und genau dafür schaffen Kunstwerke und starke Architektur eine gute Voraussetzung.